Schmuggler-Ringe konzentrierten sich auf sozial schwache Familien und stürzten sie in Schulden, die sie nicht zurückzahlen könnten, heißt es in einem neuen Bericht. Die Kinder nähmen sie dann anstelle von Bargeld mit. Ebenfalls stark gestiegen sei die Zahl der Menschen mit Behinderungen, die von Menschenhändlern ausgebeutet werden. Immer häufiger würden Opfer zudem über das Internet angelockt und rekrutiert.
Insgesamt seien in den Jahren 2013 und 2014 in der Europäischen Union 15.846 Opfer von Menschenhandel registriert worden. Es sei jedoch von einer weitaus höheren Dunkelziffer auszugehen. Zwei Drittel der Opfer seien Frauen, ein gutes Fünftel Mädchen und Jungen sowie ein knappes Fünftel Männer. Frauen landeten vor allem in der Zwangsprostitution, Männer würden als billige Arbeitskräfte ausgebeutet. Auch hier sei eine Zunahme zu beobachten. Ferner nutzten Menschenhändler die Flüchtlingskrise verstärkt für ihre kriminellen Geschäfte.
Die Europäische Union hatte 2011 eine Richtlinie zur Bekämpfung des Menschenhandels erlassen. Der vorliegende Bericht dokumentiert erstmals die bisherigen Entwicklungen in den Mitgliedsländern. Darin wird festgestellt, dass noch immer eine „besorgniserregend geringe“ Zahl von Menschenhändlern für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen wird. In den Berichtsjahren wurden 4.079 Strafverfolgungen gezählt, in 3.129 Fällen wurden die Täter verurteilt.
Ein schlechtes Zeugnis erhalten die EU-Mitglieder auch für den Umgang mit den Opfernl: Häufig erhielten sie auf Polizeistationen keine Unterstützung, würden eingeschüchtert oder selbst für Gesetzesübertretungen verantwortlich gemacht.
EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos sagte zu dem Bericht, es sei inakzeptabel, dass „in der EU des 21. Jahrhunderts“ Menschen wie Waren gekauft, verkauft und ausgebeutet werden. Mehr als zwei Drittel der registrierten Opfer kamen aus EU-Mitgliedsstaaten, vor allem aus Osteuropa und den Niederlanden. Weitere Hauptherkunftsländer waren Nigeria, China, Albanien, Vietnam und Marokko und Vietnam.
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