Armut, Korruption, Terrorismus – westliche Medien malen Nigerias Zustand in den düstersten Farben. Umso lobenswerter, dass seine Regierung sich nicht von großen, zukunftsweisenden Projekten abschrecken lässt. Das jüngste Beispiel ist ihr Plan, in die bemannte Raumfahrt vorzudringen und bis 2030 einen Astronauten ins All zu schicken. Natürlich mäkeln selbsternannte Experten, Nigeria solle lieber für Strom, Straßen, Schulen und Schutz vor Terrorgruppen sorgen. Dahinter steht das bekannte neokoloniale Denken: Der Norden will den Weltraum für sich behalten – und natürlich die Zukunftstechnik der Raumfahrt. Afrikaner sind arm und machtlos und sollten das bleiben.
Doch die Regierung in Abuja hat zum Glück erkannt, dass das Weltraumprogramm für die Armutsminderung ebenso unentbehrlich ist wie für die nationale Größe. Nigerias Minister für Wissenschaft und Technik hat völlig Recht: Raumfahrt-Technologie „spiegelt die umfassende Macht einer Nation“ und war in den USA, Großbritannien und Russland die treibende Kraft für Wirtschaft und Sicherheit. Das wird sie auch in Nigeria sein. Mit Satelliten wird man Klimadaten erfassen, so dass man den Landwirten bessere Anbauweisen beibringen kann. Man kann zwar aus dem Orbit noch keine Felder beregnen oder Mineraldünger herabsenden, doch warum soll das nicht bald möglich sein?
Mehr Sicherheit bringt die Raumfahrt, weil man Terrorgruppen wie Boko Haram aus dem Orbit überwachen kann. Astronauten und Satelliten können, anders als die Armee, nicht davonlaufen. Und sicher finden Nigerias Techniker auch Mittel, die Wege des Schwarzgelds, das aus dem Land strömt, aus dem All zu verfolgen – um es zurückzuholen oder um es sicherer anzulegen. Welche große Nation könnte darauf verzichten?
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