„Die Partner begrüßen Klimaschutz-Projekte“

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Klima-Kollekte
Wer Fernreisen macht oder eine Großveranstaltung ausrichtet, kann zum Ausgleich für die Treibhausgas-Emissionen Klimaschutzprojekte im Süden unterstützen. Die Klima-Kollekte legt dafür besonders strenge Standards an, sagt ihr Geschäftsführer Christian Griebenow.

Herr Griebenow, der Geschäftsführer des Kompensationsanbieters Atmosfair, Dietrich Brockhagen, hat vor drei Jahren in einem Interview gesagt, die Klima-Kompensation verkomme zunehmend zu einem PR-Instrument. Sehen Sie das auch so?
Nein. Ich kann es nur für die Klima-Kollekte beantworten, für Atmosfair mag sich das anders darstellen, weil sie einen anderen Kundenkreis haben. Unsere Kunden, wie Kirchen, Gemeinden, Bistümer oder kirchliche Werke, denken zuerst nach, wie sie Emissionen vermeiden und reduzieren können. Erst wenn sie feststellen, dass sie nicht mehr viel vermeiden und auch nicht reduzieren können, etwa weil die technischen Möglichkeiten fehlen, möchten sie kompensieren. Und da bieten die Projekte der Klima-Kollekte eine gute Möglichkeit.

Die Kritik von Dietrich Brockhagen bezog sich auch auf die ständig wachsende Zahl von Anbietern und darauf, dass man heute alles kompensieren kann, was man tut.
Das Hauptproblem der vielen Angebote ist, dass man sie nicht miteinander vergleichen kann: Jeder hat eigene Kriterien. Atmosfair und die Klima-Kollekte haben die strengsten Kriterien, das gilt für die Qualität der Projekte ebenso wie für die Berechnung der CO2-Emissionen. Auch da gibt es große Unterschiede – ebenso wie beim Preis: Bei uns und bei Atmosfair kostet die Tonne Kohlendioxid 23 Euro, bei anderen Anbietern kriegen Sie sie teilweise für einstellige Eurobeträge. Wenn Sie Ihren Flug direkt bei der Airline kompensieren wollen und zum Vergleich mal bei der Klima-Kollekte schauen, werden Sie feststellen, dass es bei uns viel teurer ist und auch viel höhere CO2-Emissionen zu Buche schlagen. Das liegt daran, dass wir nicht nur den Ausstoß selbst berücksichtigen, sondern auch seine Klimawirkung in den höheren Schichten der Atmosphäre.

Die Kompensation eines Hin- und Rückfluges von Frankfurt nach München kostet bei Ihnen nur 2,30 Euro, bei Atmosfair aber zehn Euro. Warum?
Weil Atmosfair seit einiger Zeit einen Mindestpreis hat: Man kann nicht mehr unter neun Euro kompensieren. Wir haben das auch diskutiert, uns aber dagegen entschieden.

Ihre kirchlichen Kunden könnten doch auch bei anderen Anbietern kompensieren. Warum wurde eine eigene Klima-Kollekte geschaffen?
Unsere Gesellschafter haben 2010 überlegt: Wenn wir im Bereich der Kirchen Verantwortung für Klimaschutz fordern, dann brauchen wir auch ein kirchliches Instrument. Die Projektpartner wiederum, etwa in Indien, haben das begrüßt, weil sich für sie nun die Möglichkeit bot, über die bestehende Zusammenarbeit hinaus zum Beispiel eine Finanzierungsmöglichkeit für klimaschonende Öfen zu schaffen.

Das heißt die Klima-Kollekte ist vor allem auch eine zusätzliche Geldquelle für Projekte, die ohnehin schon laufen?
Nein, keineswegs, denn die Projekte, die mit den Einnahmen der Klima-Kollekte finanziert werden, gibt es immer zusätzlich zu den bereits laufenden Vorhaben, die teilweise völlig andere Bereiche betreffen. Es gibt zum Beispiel eine bestehende Partnerschaft in der Menschenrechtsarbeit in Indien. Unser Partner stellt dort dann fest, dass es gut wäre, die Bauern hätten außerdem saubere Öfen. Die Philosophie ist, die Partner und die Familien über die Projekte wirtschaftlich zu stärken. Wir befähigen die Partner auch zu Marktteilnehmern: Wir helfen ihnen, Projekte nach dem Gold Standard auf die Beine zu stellen, und sie können dann auch in Indien nach Möglichkeiten suchen, die zu vermarkten. Das gilt natürlich nur für die Zertifikate, die nicht vorher an uns verkauft wurden.

Im Klimaabkommen von Paris sagen erstmals auch Entwicklungs- und Schwellenländer zu, Emissionen zu reduzieren. Bedeutet das, dass der Kompensationsmarkt in Zukunft kleiner wird, weil arme Länder die eingesparten Emissionen sich selbst gutschreiben?
Im Moment ist das offen. Bis 2020 gilt noch der Clean Development Mechanism (CDM), der es zum Beispiel Industrieländern ermöglicht, über Projekte in Entwicklungsländern Emissionsrechte zu kaufen und eine Doppelanrechnung der Einsparungen definitiv verbietet. Ich gehe davon aus, dass es auch in Zukunft ähnliche Mechanismen geben wird. Dies wird auf den kommenden Klimakonferenzen auszuhandeln sein. Es wäre absurd, wenn man die Mindeststandards des CDM im neuen ambitionierten Klimaabkommen nicht beibehalten würde. Darüber hinaus reden wir ja bei unseren Projekten über relativ kleine Summen: Gemessen an den gesamten Emissionen eines Landes wie Indien etwa sind unsere Projekte so klein, dass sich Indien damit kaum klimatechnisch sanieren könnte.

Auf Ihrer Website steht, dass nur große Projekte mit jährlich über 5000 Tonnen eingesparten Emissionen nach dem strengen Gold Standard zertifiziert werden, die kleineren nicht.
Stimmt nicht ganz: Der Gold Standard sieht Zertifizierungen für Projekte mit mehr und mit weniger als 5000 Tonnen vor. Weil so eine Zertifizierung aber schon mal einen fünfstelligen Betrag kosten kann, gibt es für diese Kleinstprojekte gewisse Erleichterungen, um sie wirtschaftlich möglich zu machen. Wir als Klima-Kollekte haben zusätzlich noch eine eigene Kategorie für ganz kleine Projekte eingeführt, um auch denen eine Chance zu geben. Wir haben derzeit ein solches Projekt von Mission EineWelt in Nicaragua, das spart weniger als 1000 Tonnen Treibhausgase im Jahr ein. Da würden auch die Kosten für eine kleine Zertifizierung nach dem Gold Standard in keinem Verhältnis zur Projektgröße stehen. Aber wir wollten auch kleinen kirchlichen Trägern die Möglichkeit bieten, dass sie ihre eigenen Projekte in die Klima-Kollekte einbringen. Diese Projekte werden von einem Ausschuss, der sich aus den Fachleuten unserer Gesellschafter zusammensetzt, anhand der Gold-Standard-Kriterien bewertet und jährlich in einem Monitoring-Verfahren überprüft. Wir bürgen für die Korrektheit des Verfahrens. Diese Projekte sind jedoch nicht im regulären Verkauf. Das heißt, damit können nur der Projektträger und mit ihm verbundene Gruppen eigene Emissionen kompensieren, weil wir keine Zertifikate dafür ausgeben können.

Noch einmal zur Vielzahl an Kompensationsanbietern: Könnte ein Siegel ähnlich wie beim fairen Handel dem Kunden die Wahl erleichtern?
Es gab mal einen Vorschlag aus der Deutschen Emissionshandelsstelle für ein staatliches Siegel. Wenn der Staat das reguliert und dann nur Minimalstandards dabei herauskommen, ist das nicht der Weg, den ich bevorzugen würde. Es gibt aber eine Initiative von Fairtrade International, die einen Fairtrade-Klimastandard entwickelt hat. Der fußt auf dem Gold Standard und zertifiziert darüber hinaus wie beim fairen Handel die Beziehungen zwischen Anbietern und Käufern von Emissionszertifikaten. Und wer diese Fairtrade Carbon Credits kauft und damit über 1000 Tonnen im Jahr kompensiert, der unterschreibt zugleich Selbstverpflichtungen gegenüber der nationalen Fairtrade-Organisation – in Deutschland ist das Transfair e. V. –, über seine Einsparungen von Emissionen zu berichten. Wir sind mit Fairtrade International im Gespräch und überlegen, wie wir uns einbringen können. Der Standard ist noch in der Pilotphase, die Fairtrade Carbon Credits soll es in etwa einem Jahr geben. Aber er könnte sich als eine Art Siegel für hochwertige Klima-Kompensation etablieren.

Das Gespräch führte Tillmann Elliesen.

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erschienen in Ausgabe 4 / 2016: Entwicklungsbanken: Geld mit Nebenwirkungen
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