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Überall nur Probleme, die keiner lösen kann. Stimmt nicht, glauben junge Wissenschaftler – und wollen anders berichten. Ganz ausgereift ist das Vorhaben noch nicht.

Kriege, Krisen, Klimawandel: Die Welt ist grausam. Diesen Eindruck gewinnt, wer die Tageszeitung aufschlägt oder sich durchs Internet klickt. Doch die vielen schlechten Nachrichten drücken auf die Stimmung und lähmen, meint Maren Urner. Sie ist Mitgründerin der Plattform „Perspective Daily“, die sich einer neuen Form der Berichterstattung verschrieben hat. „Wir wollen den Menschen das Gefühl geben, dass man die Dinge verändern kann“, sagte sie bei einer Veranstaltung im Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn.

Die neuen Medienmacher wollen nicht nur über Probleme, sondern auch über Lösungen berichten. Gleichzeitig sollen Ereignisse ins Weltgeschehen eingeordnet und ihre Hintergründe erklärt werden. Konstruktiver Journalismus nennt sich das.

Die Neurowissenschaftlerin Urner geht davon aus, dass die meisten Menschen das Weltgeschehen schlechter einschätzen, als es tatsächlich ist. Viele Nachrichtenkonsumenten fühlten sich schlicht überfordert. Das belegen auch Studien, auf die sie sich beruft: Medienwissenschaftler der Universität Southampton etwa haben gezeigt, dass zu viele schlechte Meldungen die Leser hoffnungslos und ängstlich machen. Je stärker diese Gefühle seien, desto unwahrscheinlicher werde es, dass sie spenden, die Umwelt schützen oder sich mit anderen austauschen. Werden hingegen Lösungswege aufgezeigt, erhöhe sich die Bereitschaft, Probleme zu bearbeiten.

Für die entwicklungspolitische Berichterstattung sei der konstruktive Journalismus ein guter Ansatz, sagte der Direktor des DIE, Dirk Messner, der künftig als Gastautor für „Perspective Daily“ schreiben soll. Gerade in diesem Politikfeld würden einerseits viele Probleme unterschätzt, andererseits Fortschritte häufig nicht wahrgenommen. Das gelte für die Flüchtlingskrise ebenso wie für die Europapolitik oder den klimafreundlichen Städtebau. Das seien alles große Aufgaben, die gelöst werden könnten – aber wie genau, werde zu wenig in den Medien diskutiert.

Das bestätigte auch die stellvertretende Direktorin der Deutsche Welle Akademie, Ute Schaeffer. Es sei zwar häufig über die Verhandlungen zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs) berichtet worden. Doch es werde kaum erläutert, was auf lokaler Ebene getan werden könne, um sie umzusetzen. Zugleich wies sie aber auf die Schwierigkeit hin, mit solchen Themen neue Leser erreichen.

Ob es Aufgabe von Journalisten ist, dem Leser Lösungen aufzuzeigen und damit zu politischem Handeln aufzufordern, ist umstritten – zumal das Misstrauen gegenüber Zeitungen, Radio und Fernsehen groß ist und viele über die vermeintliche „Lügenpresse“ schimpfen. Die Grenzen zur Schönfärberei seien fließend, hieß es jüngst auch beim Medienportal Meedia zum konstruktiven Journalismus. Maren Urner betont jedoch, es gehe nicht darum, nur Gutes zu berichten oder Missstände auszublenden. „Wir wollen Probleme nicht wegschließen, sondern sie verstehen.“ Wie das bei „Perspective Daily“ aussehen wird, ist offen. Beispieltexte gibt es bisher nicht. Das Team ist noch damit beschäftigt, über das Internet Beiträge für das Projekt zu sammeln. 12.000 zahlende Mitglieder bis Mitte Februar waren das Ziel, bislang sind es jedoch nur gut 5000. Die Frist wird deshalb voraussichtlich um vier Wochen verlängert. Bis dahin werde es genug Teilnehmer geben, glaubt Urner – und wenn nicht, gebe es bis dahin zumindest einen Plan B.  

Der konstruktive Journalismus hat bereits Vorbilder in anderen Ländern. Eines der erfolgreichsten ist das Online-Format „De Correspondent“ aus den Niederlanden mit rund 45.000 ...

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erschienen in Ausgabe 3 / 2016: Flucht und Migration: Dahin, wo es besser ist
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