Besser leben dank Internet?

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Handys und Internet verbreiten sich auch in armen Ländern immer schneller. Bringen sie mehr Wohlstand, Jobs und bessere öffentliche Dienste? Die Weltbank sagt: nein.

Die Zahl der Internetnutzer weltweit ist laut dem diesjährigen Weltentwicklungsbericht in den vergangenen zehn Jahren bis Ende 2015 auf geschätzt 3,2 Milliarden gestiegen – doch knapp 60 Prozent der Weltbevölkerung sind noch immer offline. In Entwicklungsländern gebe es inzwischen in mehr Haushalten ein Mobiltelefon als Strom oder sauberes Wasser. Das wertet die Bank als Fortschritt: Viele Menschen wickeln darüber ihre Bankgeschäfte ab, erhalten Gesundheitstipps oder Informationen über den aktuellen Maispreis. Unternehmen können ihre Produktionskosten senken, Regierungen öffentliche Dienste günstiger anbieten.

Aber der Nutzen ist ungleich verteilt – es profitieren vor allem die Gebildeten und Wohlhabenden. Die digitale Kluft zwischen Arm und Reich, Jung und Alt, Nord und Süd bestehe fort, betonen die Autoren des Berichtes. Sechs Milliarden Menschen weltweit haben kein schnelles Breitband-Internet, vier Milliarden überhaupt keines. In Afrika haben Wohlhabende fast drei Mal so häufig einen Zugang als Arme. Das liegt an mangelnder Infrastruktur und zum Teil hohen Kosten für die Nutzer. Wer nicht lesen und schreiben kann, tut sich auch mit digitalen Diensten schwer.

Kontrolle statt Meinungsfreiheit

Dem Nutzen digitaler Technologien für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung stünden zudem Risiken gegenüber, heißt es in dem Bericht. Zwar würden neue Stellen geschaffen, doch zugleich fielen zahlreiche Jobs durch die Automatisierung der Produktion weg. Fehlten rechenschaftspflichtige öffentliche Institutionen, könnten Regierungen das Internet dazu nutzen, die Bürger zu kontrollieren, statt ihnen Information und freie Meinungsäußerung zu ermöglichen.

Weltbank-Präsident Jim Yong Kim erklärte, niemand dürfe von der digitalen Entwicklung abgehängt werden. „Die Kosten der verpassten Möglichkeiten sind enorm“, betonte er bei der Vorstellung des Berichtes. Damit sich die „digitale Dividende“ gerechter auszahle, sieht er die Regierungen in der Pflicht: Sie müssten das Geschäftsklima in ihren Ländern verbessern, Konkurrenz auf dem Telekommunikationsmarkt zulassen, um die Kosten zu senken, in Bildung und Gesundheit investieren und sich um gute Regierungsführung und verantwortungsvolle öffentliche Institutionen bemühen.

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