Viele Frauen und Männer in Afrika hadern damit, dass sie freie Sicht auf den Sternenhimmel haben, wenn sie sich Nachts zur Ruhe betten, weil das Dach ihrer Wellblechbaracke löchrig ist oder sie gar keins über dem Kopf haben. Auch die Regierungschefs Afrikas können einen prächtigeren Blick auf die Gestirne genießen als anderswo, wird es doch mangels Beleuchtung bei ihnen nachts noch richtig dunkel. Vielleicht greifen sie deshalb nun selbst nach den Sternen: Die Afrikanische Union soll die Gründung einer Afrikanischen Raumfahrtagentur prüfen – so hat sie es auf ihrer jüngsten Sitzung im August beschlossen.
Man kann nur erahnen, was die Führer von Kairo bis Kapstadt sich in ihrer Weisheit dabei gedacht haben. Wollen sie sich aus dem Orbit einen besseren Überblick über die Nöte und Bedürfnisse ihrer Bürger verschaffen? Wollen sie zu fremden Planeten aufbrechen, um ihren Kleinbauern, die sich auf kargen und ausgelaugten Böden abmühen, eine neue Chance zu geben? Oder wollen sie es Querköpfen in ihren Reihen wie Robert Mugabe und Omar al-Bashir ermöglichen, sich zur Besinnung für eine Weile in eine erdnahe Umlaufbahn zu begeben?
Wie dem auch sei: Hier tut sich ein neues Arbeitsfeld der Entwicklungszusammenarbeit auf. Schließlich muss jeder Staat, der ein bisschen auf seinen internationalen Status gibt, irgendein grandioses Projekt vorweisen. Statt kleinlich zu bekritteln, dass auch afrikanische Staatenlenker sich mit einem Raumfahrtprogramm schmücken wollen, sollten wir also beherzt die Chance ergreifen und unsere Hilfe offerieren. Ein wenig Beratung dürfte dann genügen, damit europäische Raketen eingesetzt werden statt solche aus den USA. So käme auch Europas Raumfahrtindustrie auf die Beine – ganz nebenbei, versteht sich.
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