Seit diesem Jahr veröffentlicht die Schweiz wieder eine Statistik über Goldimporte. Darin ist die Organisation Erklärung von Bern (EvB) auf Einfuhren des Edelmetalls aus Togo gestoßen, obwohl das kleine westafrikanische Land gar kein Gold abbaut. Käuferin ist die größte Schweizer Goldraffinerie Valcambi. Die EvB hat nun aufgedeckt, dass das Gold in Wahrheit aus Burkina Faso stammt. In einem Bericht verfolgt die EvB den Weg des Edelmetalls von Burkina Faso, wo das Metall wirklich herkommt und wo „Tag für Tag tausende Kinder unter lebensgefährlichen Bedingungen schuften“, bis zu Valcambi in der Schweiz.
Das Gold werde zunächst von Schmugglern illegal nach Togo gebracht. Dem Nachbarn Burkina Faso entgehen so hohe Steuereinnahmen. In der togolesischen Hauptstadt Lomé werde es von einer libanesischen Firma gekauft und als legales Gold in die Schweiz transportiert. In einer ersten Stellungnahme von Anfang September hatte Valcambi die Vorwürfe noch rundweg abgestritten. Man habe kein Gold aus den genannten Minen in Burkina Faso bezogen, hieß es in einer Presseerklärung. Zudem werde die Lieferkette durch unabhängige Beobachter ständig überprüft; der Bericht der EvB sei „unbegründet und falsch“.
Stopp für Importe aus Burkina Faso
Anfang Oktober erklärte das Unternehmen dann, man nehme den EvB-Bericht „extrem ernst“ und habe die Importe aus Burkina Faso vorübergehend gestoppt, bis weitere Erkenntnisse vorlägen. Offen bleibt, ob damit das Gold aus Togo gemeint ist oder ob das Unternehmen zusätzlich welches aus Burkina Faso direkt importiert hat. Über die Herkunft des Goldes gibt Valcambi keine Auskunft.
Weit über die Hälfte des internationalen Goldhandels läuft über die Schweiz; mindestens ein Drittel des weltweit geförderten Edelmetalls wird hier verarbeitet. Die Importeure – nicht nur in der Schweiz – erklären regelmäßig, dass sie ihre Lieferanten streng kontrollieren. Doch auch Recherchen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) widerlegen das. Gestützt auf peruanische Zolldaten und Strafuntersuchungen hat die Organisation die Schweizer Raffinerie Metalor mit dubiosen Goldlieferanten in Peru in Verbindung gebracht. Die Recherchen wurden Anfang Oktober veröffentlicht.
Darin schätzt der Leiter der peruanischen Zollbehörde den Anteil des illegal in die Schweiz, Italien und die USA exportierten Goldes auf 25 Prozent der gesamten Ausfuhren in diese drei Länder. Der Raubbau belastet die Umwelt mit Quecksilber und Zyanid, die Arbeitsbedingungen für die Goldschürfer sind miserabel, Menschenrechtsverletzungen und organisierte Kriminalität an der Tagesordnung.
Seit den 1990er Jahren bezieht Metalor laut dem Bericht der Gesellschaft für bedrohte Völker Gold aus dem Andenland. Immer wieder hat das Unternehmen seitdem seine Lieferanten gewechselt. Noch heute handelt Metalor mit fragwürdigen Firmen – unter ihnen Minerales del Sur. Die peruanische Firma liefert Metalor Gold aus Puno, allerdings deutlich größere Mengen, als dort tatsächlich produziert werden. Gegen das Unternehmen und weitere Lieferanten wird in Peru wegen Verdachts auf Geldwäscherei ermittelt.
Metalor: Gold aus Peru ist legal
2014 hatte der peruanische Zoll über zehn Kilogramm Gold der Famyr Group aus Lima beschlagnahmt. Die folgenden Ermittlungen zeigten, dass das Gold aus Puno stammte, wo oft illegal geschürft wird. Bestimmungsland war die Schweiz. Nach Medienberichten in Peru erstattete Metalor eine Verdachtsmeldung an die Schweizer Meldestelle für Geldwäscherei, wie es das Schweizer Geldwäschereigesetz für solche Fälle vorschreibt. Grund dafür war laut den Berichten, dass das Unternehmen nach einer internen Prüfung nicht ausschließen konnte, dass das Gold aus einem Verbrechen stammen könnte.
Das Unternehmen weist die Vorwürfe der GfbV, es erfülle seine Sorgfaltspflicht nicht, zurück und beruft sich auf die eigenen Prüfungen. Alles aus Peru bezogene Material komme aus autorisierten und legalen Quellen und werde von den peruanischen Zollbehörden kontrolliert. Der peruanische Zoll räumt aber selbst ein, dass die Erlaubnis zum Export nicht garantiert, dass das Gold aus legalen Quellen stammt.
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