Ihre Organisation hilft in der Regel bei Katastrophen in Entwicklungsländern, seit kurzem aber auch in Serbien und Griechenland. Ist die Situation dort vergleichbar mit der Not von Vertriebenen im Libanon oder Jordanien?
Was die Zahl der Flüchtlinge angeht natürlich nicht, da sind die Probleme im Nahen Osten sehr viel größer. Aber die individuelle Notsituation besteht auch in Serbien. Dort stecken derzeit zehntausende Flüchtlinge fest. Sie wollen eigentlich weiter in den Norden, stehen aber jetzt vor dem Zaun in Ungarn oder haben kein Geld mehr. Die staatlichen Stellen helfen ihnen kaum. Unsere serbische Partnerorganisation Philanthropy hat uns auf die Notlage aufmerksam gemacht und Projektmittel und Unterstützung für die Flüchtlinge beantragt.
Wie wird den Flüchtlingen geholfen?
Viele sind seit langem unterwegs und leben oft auf der Straße, in Parks oder an den Bahnstrecken. Unsere Partner verteilen Hygiene-Artikel, Nahrungsmittel und warme Kleidung in zwei Aufnahmezentren an der Grenze zu Mazedonien und Bulgarien. Außerdem werden die Flüchtlinge informiert, wo sie weitere Hilfe finden. Natürlich geben wir keine Tipps für die weitere Flucht. Auch wenn allen klar ist, dass die Menschen in Serbien nur auf der Durchreise sind.
Sie sammeln auch Spenden für Griechenland.
Eine griechische Partnerorganisation kam auf uns zu, die eigentlich selbst Nothilfe in Syrien und Jordanien leistet, jetzt aber auch an der griechischen Küste aktiv ist. Auch dort sind die Behörden überfordert. Es geht vor allem um Hygiene. Die Flüchtlinge haben eine strapaziöse Flucht und eine gefährliche Überfahrt hinter sich und sollten sich zumindest waschen können. Wir lassen deshalb Toiletten und Duschen aufstellen.
Wie groß ist die Spendenbereitschaft für die Flüchtlingshilfe in Europa?
Bisher haben wir nur sehr wenige Spenden bekommen. Der Aufruf wurde aber auch erst vor kurzem gestartet und wir fahren keine Kampagne dazu. Das Geld für die Hilfe kommt aus Eigenmitteln, die nicht an einen Zweck gebunden sind.
Fehlt das Geld dann nicht für andere Krisen?
Da stecken wir immer in einem Dilemma. Wir würden gerne überall mehr tun, aber die Mittel sind begrenzt. Wir helfen auch den Vertriebenen im Südsudan oder in der Zentralafrikanischen Republik. Das sind Krisen, um die sich nur wenige kümmern. Es wäre besser, die Staaten in Südeuropa wären in der Lage, ihrer Verpflichtung nachzukommen und die Flüchtlinge angemessen zu versorgen. Das ist aber leider nicht der Fall.
Das Gespräch führte Sebastian Drescher.
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