Suche Story, Kollegen – und ein Bett

Hostwriter
Seit einem Jahr bringt die Plattform Hostwriter Journalisten aus aller Welt in Kontakt. „Wir sehen ein großes Potential für einen neuen Journalismus auf Augenhöhe“, sagt Tabea Grzeszyk, die zusammen mit Tamara Anthony und Sandra Zistl das Netzwerk gegründet hat. Eine Bilanz mit Ausblick.

Unter dem Motto „Kooperation statt Konkurrenz“ dient das Netzwerk Medienprofis dazu, Hintergrundinfos und Kontakte auszutauschen, sich bei Visa-Angelegenheiten zu unterstützen, gemeinsam Themen zu bearbeiten und zu recherchieren oder eine Übernachtungsmöglichkeit bei Kollegen zu finden.

Im Juni hatte Hostwriter bereits mehr als 1100 Mitglieder aus über 70 Ländern. 650 Mitglieder stammen aus Deutschland. In der südlichen Hemisphäre ist Indien mit zehn Hostwritern das mitgliederstärkste Land, gefolgt von Ägypten, Mexiko, Türkei und Irak. Unter fünf Mitglieder zählt die Plattform in Staaten wie Myanmar, Kolumbien, Marokko, Philippinen und Bhutan.

Tabea Grzeszyk sagt, diese Mitgliederstruktur sei ihren persönlichen Kontakten geschuldet, mit denen die Plattform gestartet sei. Aber Partner wie die Pune Union of Working Journalists in Indien, die Université de Saint-Esprit de Kaslick in Beirut im Libanon und die Kontakte über Reporter ohne Grenzen seien ein guter Ausgangspunkt, „unsere Fühler weiter in Richtung Süden auszustrecken“. 

Dass auch Journalisten aus Schwellen- und Entwicklungsländern von den Kooperationen profitieren, zeigt sich an länderübergreifenden Recherchen, die mit Hilfe von Hostwriter entstanden sind und mit dem letztjährigen Hostwriter-Preis ausgezeichnet wurden. Gewinner war das Climate News Mosaic, ein Blog von Journalisten und Journalistinnen aus Brasilien, Costa Rica, Deutschland, Italien, Israel, Kanada, Philippinen, Großbritannien, USA und Swasiland zur internationalen Klimapolitik. Den dritten Preis erhielt eine indisch-deutsche Kooperation über Kinderarbeit. Bewerbungsschluss für den mit mehreren tausend Euro dotierten Hostwriter-Preis 2015 ist der 31. Juli.

Gesprächsbedarf bei der Aufteilung von Honoraren

Bei Hostwriter können sich Journalisten, Blogger und Dokumentarfilmer anmelden, wenn sie durch Arbeitsproben nachweisen, dass sie journalistisch tätig sind. Mitglieder von kooperierenden Journalistenverbänden werden automatisch freigeschaltet. Jeder Hostwriter erhält ein Profil mit Angaben zu Wohnort, Rechercheinteressen, Sprachen und Medium. Nach diesen Kriterien sind die Mitglieder dann in einer Suchmaske auffindbar.

Alle Hostwriter unterzeichnen einen Ethikkodex und verpflichten sich, die Plattform nicht für kommerzielle Zwecke zu nutzen, etwa zur Übernachtungssuche oder Datings. Missbräuche können gemeldet werden. So soll etwa verhindert werden, dass Stringer in Entwicklungsländern, die Kollegen aus reichen Ländern zuarbeiten, ausgenutzt werden, indem sie nicht angemessen bezahlt werden oder ihr Name in einem Beitrag nicht genannt wird. Bisher sei noch kein Ethikverstoß gemeldet worden, sagt Grzeszyk, aber beim Teilen von Honoraren gebe es noch „Gesprächsbedarf“.

Der Service ist für alle kostenlos, denn die Gründerinnen arbeiten ehrenamtlich und die Aufwendungen werden bislang mit Fördermitteln einiger Stiftungen finanziert. Keine der drei engagierten Journalistinnen möchte das Netzwerk zu ihrem Hauptjob machen, betont Grzeszyk. Wegen des großen Interesses an Hostwriter wollen sie aber professioneller werden und stellen ab Juni eine Geschäftsführerin ein.

 

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erschienen in Ausgabe 7 / 2015: Den Frieden fördern, nicht den Krieg
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