Stadtentwicklung neu gedacht

Mal ehrlich: Sind Sie es auch manchmal leid, dass die Afrikaner selbst nach vierzig, fünfzig Jahren Unabhängigkeit ihren Kontinent immer noch nicht auf Vordermann gebracht haben? Und stattdessen jedes Jahr zu Tausenden verzweifelt versuchen, nach Europa zu kommen?

Dann tun Sie was, helfen Sie. Schenken Sie Afrika eine Stadt, in der sogar Sie gern leben würden. Alles, was Sie dafür brauchen, ist ein Stück leeres Land und eine Vorstellung von guter Stadtverwaltung. Mehr nicht. Sie bestimmen die Regeln, der Rest passiert von selbst. Ihre Stadt wächst und gedeiht und mit ihr das ganze Land. Ein „Start-up namens Großstadt“ nennt das der amerikanische Wirtschaftsprofessor Paul Romer, der Urheber dieser faszinierenden Idee. „Millionen Menschen würden sich darum reißen, in einem zweiten München in Afrika leben zu können.“ Ohne Zweifel: Lieber lustwandeln wie auf der Leopoldstraße statt Lumpen sammeln in Luanda. Besser Schampus schlürfen wie in Schwabing statt in Mogadischu über Schusswunden schwitzen. Und lieber frische Ware wie vom Viktualienmarkt als fauliges Wasser aus dem Victoriasee. Man fragt sich, warum nicht längst jemand auf diesen Gedanken gekommen ist: einfach mal nach Afrika gehen und den Leuten dort zeigen, wie man sich vernünftig entwickelt.

„Ich möchte die Welt verbessern“, sagt Paul Romer. Ja, wer will das nicht. Aber kann das wirklich funktionieren, so wie der Professor sich das vorstellt? Macht er sich’s nicht etwas einfach? Ist sein Plan nicht zu zögerlich, zu bescheiden gar? Warum nur Städte, warum nicht gleich ganze Länder neu aufbauen? Es gibt bestimmt noch irgendwo freie Flecken, wo sich gescheiterte Staaten wie Sudan, Somalia, Italien oder Island neu gründen lassen. Man muss nur wollen. Packen Sie mit an.

erschienen in Ausgabe 3 / 2010: Mobilität - Die täglichen Wege

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