Dank der Brautpreis-App Lobola zahlt der moderne Südafrikaner nie wieder zu viel für seine Liebste. Damit werden alte Sitten endlich zeitgemäß adaptiert.
Smartphones bringen Afrika voran. Das geben selbst Technikfeinde zu, seit Handys im entlegensten Dorf das Auf und Ab der Getreidepreise bekannt machen. Nun hat ein junger südafrikanischer Software-Entwickler eine App vorgestellt, die dieselbe landesweite Transparenz auf dem Heiratsmarkt schafft: den Brautpreisrechner Lobola-App. Vorbei die Zeiten mit nervenzehrenden Verhandlungen, wie viel Geld und Kühe die Familie des Bräutigams an die der Braut zahlen muss: Der moderne Mann gibt einfach den Taillenumfang, das Alter und andere Kenndaten seiner Liebsten ein und erfährt in wenigen Sekunden den gängigen Preis. Teuer wird es etwa, wenn die Heiratswillige noch keine Kinder hat und zudem hoch gebildet ist.
So kann auch hier der einzige Motor des Fortschritts, der Markt, endlich greifen. Das hilft auch den Frauen: Ihr wahrer Wert wird für alle sichtbar. Mit der Lobola-App wird künftig kein junger Mann mehr im Ehebett von Zweifeln befallen, ob er für seine Bettgenossin vielleicht zu viele Kühe bezahlt hat.
Die App beweist auch: Technischer Fortschritt muss nicht mit tradierten Werten in Konflikt geraten. Nicht zufällig wurde sie in Südafrika entwickelt, wo Staatspräsident Jacob Zuma sich seit Jahren mit all seinen Manneskräften bemüht, Sitten der Zulu wie die Vielehe zu rehabilitieren. Doch auch anderswo kann die Lobola-App segensreich wirken – mit gewissen Anpassungen. Man müsste natürlich landestypischen Schönheitsidealen Rechnung tragen sowie in Wüstengebieten Kühe durch Kamele ersetzen. Die App kann sogar ein Anstoß sein, auch andere Sitten zeitgemäß zu verbessern. Warum, zum Beispiel, soll nicht eine Scharia-App Saudi-Arabiens Geistlichen helfen, die richtige Zahl der Stockschläge für Blogger transparent zu ermitteln?
Neuen Kommentar hinzufügen