Prominente aus Film und Fernsehen sagen bei der Aktion Haltestellen der U-Bahn-Linie 2 an. Dieter Hallervorden kündigt die Station Mohrenstraße im Bezirk Berlin Mitte an. Seitdem tobt in den Medien und in sozialen Netzwerken ein Kulturkampf über die Bezeichnung der Straße.
Kritik an der Bezeichnung Mohrenstraße gibt es schon länger. Bereits im Jahr 2004 hatten mehr als 20 afrikanische Vereine in Berlin, unterstützt vom Migrationsrat Berlin-Brandenburg, gefordert, die Straße anders zu nennen. Die Aktion „Mach mal ’ne Ansage“ nahmen der Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland sowie mehr als hundert entwicklungspolitische Organisationen zum Anlass, den Bezirk Berlin-Mitte erneut dazu aufzufordern.
Die Bezeichnung Mohrenstraße sei diskriminierend, weil sie unkritisch an die Zeit des brandenburgisch-preußischen Kolonialismus im 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts erinnere, heißt es in einer Erklärung der Organisationen. Damals wurden rund 20.000 Afrikaner von der Brandenburgisch-Afrikanischen Kompagnie aus Westafrika nach Berlin verschleppt. Die Bezeichnung „Mohr“ für schwarze Menschen sei „mit dem Stereotyp des unterwürfigen, kindlichen Dieners weißer Herrschaften“ verbunden.
„Wie lange will sich die Bundeshauptstadt der kritischen Auseinandersetzung mit ihrer direkten Beteiligung am Versklavungshandel noch entziehen?“, fragt Christian Kopp von der Initiative Berlin Postkolonial. Die Initiativen schlagen vor, die Straße nach Nelson Mandela zu benennen, und suchen dafür die Unterstützung der Fraktionen im Stadtbezirk. Die Chancen dafür stehen aber schlecht. Änderungen von Straßennamen sind bei den Anwohnern – ungeachtet ihrer politischen Ausrichtung – unbeliebt.
Eine Infotafel soll den Straßennamen einordnen
Der CDU-Bundestagsabgeordnete für Berlin-Mitte, Philipp Lengsfeld, hat sich bereits dagegen ausgesprochen. Lengsfeld führte dabei sprachliche Argumente an. Das Wort Mohr leite sich vom lateinischen „maurus“ ab und bedeute lediglich „jemand aus Mauretanien“. Das Wort sei also nicht diskriminierend.
Der Vorwurf, „dass dieser Name kolonialrassistisch sei, wird zwar von einer kleinen radikalen Initiative permanent wiederholt“, schreibt Lengsfeld, „aber von einer Mehrheit der Stadthistoriker, Kommunalpolitiker und Anwohner mit Nachdruck zurückgewiesen“. Allerdings sagt die sprachliche Herkunft des Wortes nichts darüber, ob es in diskriminierender Weise verwendet wird. Lengsfeld hält eine Infotafel zu den Hintergründen des Straßennamens für sinnvoll, „gerade um möglichen missverständlichen Interpretationen zu begegnen“.
Hochgekocht ist die Geschichte aber auch, weil ausgerechnet der Komiker Dieter Hallervorden die Haltestelle Mohrenstraße ansagt. Zwischen dem Schauspieler und der schwarzen Community in Berlin gab es schon einmal einen Konflikt. Hallervorden hatte sich 2012 für die Aufführung des Theaterstücks „Ich bin nicht Rappaport“ am Schlosstheater in Berlin zusammen mit dem schwarz geschminkten Darsteller Joachim Bliese auf einem Werbeplakat fotografieren lassen. Die Plakate waren damals in der ganzen Stadt zu sehen und riefen nicht nur bei schwarzen Berlinern Unmut hervor. Schwarze Aktivisten lehnen das sogenannte „Blackfacing“ ab. Bei der vor allem aus den USA bekannten Praxis geben geschminkte Weiße den dummen Schwarzen. Das Stück führte damals zu einem Shitstorm gegen Hallervorden. Die Berliner Verkehrsbetriebe betonten, es sei Zufall, dass Hallervorden ausgerechnet diese Ansage übernommen habe. Der Schauspieler selbst gab sich arglos. Er erklärte sich bereit, auch eine umbenannte Mohrenstraße anzusagen.
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