„Jetzt umso mehr“

Auf der Halbinsel Krim hat die Schweiz ihre Projekte eingestellt, aber im Rest des Landes soll die Arbeit weitergehen. Gefragt sind Flexibilität und ein langer Atem.

Als die Direktion für Zusammenarbeit und Entwicklung (DEZA) im Januar nach langer Planungsarbeit ein Projekt zu Demokratie- und Menschenrechtsbildung in der Ukraine lancierte, wurde auf dem Maidan in Kiew bereits demonstriert. Wegen der zunehmenden politischen Unruhen konnten die Schulungen dann bislang nicht starten und die Projektpartner in der Schweiz und der Ukraine mussten sich nach Überbrückungslösungen umschauen.

„Statt physisch Seminare in extremen Krisenzeiten durchzuführen, haben wir begonnen, eine E-Learning-Plattform aufzubauen“, erklärt Wiltrud Weidinger, Leiterin des Zentrums International Projects in Education (IPE) der Pädagogischen Hochschule Zürich, die das Projekt für die DEZA umsetzt. Die E-Learning-Plattform ermögliche es, Wissen zu vermitteln und den Zeitplan einzuhalten, bis die verschobenen Seminare im Herbst stattfinden könnten.

Hilfe bei der Dezentralisierung

Das Schweizerische Außendepartement (EDA) will seine Arbeit in der Ukraine mehr auf Dialog, Staatsaufbau und Konfliktsensitivität ausrichten. Seit Jahren hilft die Schweiz bei der ...

Die Projektarbeit in Sewastopol auf der Krim hat die DEZA dagegen eingestellt. Nun werden alternative Einsatzgebiete gesucht, weil die Schweiz in fragilen Regionen helfen will, vor allem im Osten und im Süden des Landes. Der Abschied der Schweizer von der Krim bedeute jedoch nicht, dass die Arbeit umsonst geleistet worden sei, heißt es beim Außendepartement (EDA), zu dem die DEZA gehört.

Die Behörden und Projektpartner könnten die Arbeit in Eigenregie weiterführen. Medizinische Geräte, die im Rahmen eines Projekts für Mutter- und Kindgesundheit an Spitäler abgegeben wurden, blieben vor Ort. Auch das bereits vermittelte Wissen gehe nicht verloren.

Ein Dezentralisierungsprojekt war so weit fortgeschritten, dass die Bevölkerung die Wasserversorgung ohne Projektunterstützung weiter verbessern konnte. Andere Dörfer nutzen das Wissen nun zur Verbesserung der Gasversorgung. Laufend wird das Risiko für Veranstaltungen, Expertenreisen und Besuche sowohl vom ukrainischen Team wie auch von Schweizer Seite her beobachtet.

Grundsätzlich sei das Schweizer Engagement in der Ukraine nie in Frage gestellt worden: „Gerade in dieser schwierigen Zeit ist es wichtig, durch die Weiterführung von Projekten zu den dringend nötigen Reformen beizutragen und auch die Solidarität der Schweiz zu demonstrieren“, erklärt das schweizerische Außendepartement. Die DEZA und das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) sind in der Ukraine in den Bereichen Gesundheit, lokale Regierungsführung, Energieversorgung sowie nachhaltige Wirtschaft engagiert.

Wiltrud Weidinger vom IPE in Zürich erlebt die ukrainischen Kolleginnen und Kollegen hochmotiviert und engagiert. Es herrsche eine Stimmung des „jetzt umso  mehr“. So sollen etwa Schulen in den Projektregionen Orte gelebter Demokratie, der Partizipation und der Menschenrechtsbildung werden. Die Krise habe die Lücken und damit den Handlungsbedarf deutlich aufgezeigt, sagt Weidinger.

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erschienen in Ausgabe 7 / 2014: Lobbyarbeit: Für den Nächsten und sich selbst
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