(18.06.2014) Die Geschäfte des Schweizer Rohstoffgiganten Glencore im Kongo stehen seit langem in der Kritik. Der Bergbaukonzern gelobte Verbesserung, doch in entscheidenden Bereichen wie der Umweltverschmutzung habe sich bislang nichts getan, kritisieren Brot für alle und Fastenopfer.
2012 erklärte Glencore, das Problem der Gewässerverschmutzung durch die Kupferraffinerie Luilu im Südosten des Kongo sei gelöst: Dank mehrerer Auffangbecken werde das belastete Abwasser zurückbehalten. Die neuen Analysen im Auftrag von Fastenopfer, Brot für alle und der britischen Organisation Rights and Accountability in Development (Raid) belegen das Gegenteil: Proben aus dem Canal Albert und dem Fluss Pingiri weisen Kupfer- und Kobalt-Konzentrationen aus, die ein Vielfaches über dem nationalen Grenzwert und dem Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation liegen. Die Folgen: Die Flüsse sind ohne Fische, angrenzende Felder vergiftet, das Wasser verseucht und für die Bevölkerung flussabwärts ungenießbar.
Laut des 2013 von Glencore veröffentlichten Nachhaltigkeitsberichts wurde das Unternehmen im Vorjahr am häufigsten wegen Wasserverschmutzung verklagt. In diesem Bericht gab Glencore zudem bekannt, 2012 weltweit 148 Millionen Euro in Community-Projekte investiert zu haben. Im Kongo seien damit Schulen und Gesundheitsposten sowie Viehzucht- und Landwirtschaftsprojekte finanziert worden, um Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung zu schaffen.
Straßen bauen statt Steuern zahlen
Das Vorgehen von Glencore weise jedoch Lücken auf, kritisieren Brot für alle und Fastenopfer. Im Kongo seien 2011 rund 90 Prozent der verbuchten Ausgaben für die Gemeinschaften, rund 12,3 Millionen Euro, in die Infrastruktur geflossen. „Dazu gehören Strassenbau oder die Erneuerung eines Flugplatzes, also Anlagen zum direkten Nutzen des Unternehmens“, schreiben die Autoren des Berichts.
Ein großes Problem bleibe die Steuerpraxis. Es sei verwunderlich, wie ein auf maximale Gewinne ausgerichteter Konzern jedes Jahr immer wieder Verlust ausweise, heißt es in dem Bericht. Laut der Studie hat Glencore allein in den letzten fünf Jahren rund 116 Millionen Euro an Steuern auf Kosten des kongolesischen Staates „optimiert“. Das ist weit mehr als das Doppelte der Schweizer Entwicklungshilfe für das Land im selben Zeitraum (44 Millionen Euro).
Die NGOs fordern einmal mehr verbindliche Verhaltensregeln für internationale Konzerne. Nur Gesetze, die Unternehmen zur sozialen und ökologischen Verantwortung zwingen, könnten die Sorgfaltspflicht zum weltweit verbindlichen Standard machen. Freiwillige Initiativen, die auf Selbstregulierung setzen, hätten sich als unwirksam erwiesen, um Verstöße gegen die Menschenrechte und die Zerstörung der Umwelt zu verhindern. (ver)
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