Bereits seit 1992 berät ein informeller Klimaschutz-Beirat den ÖRK zu diesem Thema. Zu der Arbeitsgruppe gehören 30 Fachleute aus allen Kontinenten, darunter Klimaschutzaktivisten, Theologen und Naturwissenschaftler. Sie vertreten einzelne Kirchen, ökumenische Institutionen oder auch nicht kirchlich gebundene, zivilgesellschaftliche Organisationen.
Mitte Mai kamen sie auf Einladung der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal zusammen, um über gemeinsame Strategien zu beraten. Es ist eine der ersten Stationen der sogenannten Pilgerschaft für Klimagerechtigkeit, welche die ÖRK-Vollversammlung in Busan für die nächsten Jahre beschlossen hat.
Die Beiratsmitglieder kommen sowohl aus Verursacher-Ländern als auch aus Ländern, die unter der Erderwärmung leiden. Doch im Gegensatz zu internationalen Verhandlungen, bei denen die Interessen oft stark auseinandergehen, herrscht nach Angaben der Teilnehmer im ÖRK-Beirat Einigkeit darüber, was Klimaschutz bedeutet und wer was dafür tun muss.
„Es geht uns um die ethische Frage der Klimagerechtigkeit“, sagt Jochen Motte, stellvertretender Generalsekretär der VEM, die bereits seit 2008 verstärkt an dem Thema arbeitet und im ÖRK diesbezüglich einen ihrer wichtigsten Partner sieht.
Die Kirchen müssten darauf hinweisen, dass mit der globalen Erwärmung auch Menschenrechte gefährdet würden, wie zum Beispiel das Recht auf Ernährung, Gesundheit oder Wohnen. „Wir müssen die Stimmen der Betroffenen hörbar machen“, sagt Motte. Die Vertreter der Verursacher-Länder hätten beispielsweise die Rolle, bei ihren Regierungen für die Menschen einzutreten, die wegen des steigenden Meeresspiegels ihre Heimat verlassen müssen. „Irgendjemand wird diese Klimaflüchtlinge aufnehmen müssen.“
Neben der Lobbyarbeit auf nationaler und internationaler Ebene will der ÖRK einzelne Kirchen dazu bringen, sich vor Ort auf Gemeindeebene für den Klimaschutz einzusetzen. Zudem werde innerhalb des ÖRK die Frage nach einer Öko-Theologie diskutiert, die auf ethische Fragen wie die der Klimagerechtigkeit Antworten suche.
Dass sich der ÖRK beim Klimaschutz nicht als Einzelkämpfer verstehen darf, ist für Guillermo Kerber, der beim ÖRK für Klimaschutzfragen verantwortlich ist, eine Selbstverständlichkeit. Es werde ein „interreligiöses, globales Klimanetzwerk“ gebraucht. Deswegen sei geplant, sich bis zur nächsten UN-Vollversammlung im September in New York mit Gruppen aus anderen Religionen zusammenzutun, die ebenfalls für Klimagerechtigkeit eintreten, und zu einem Klimagipfel der Religionsführer einzuladen.
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