Mit 591 Millionen Euro, 11 Prozent mehr als 2012, hat die Kreditgenossenschaft im vergangenen Jahr Entwicklungsprojekte in 67 Entwicklungs- und Schwellenländern finanziert. Die Zunahme sei besonders den deutschen Anlegern zu verdanken, deren Einlagen 2013 um 16 Prozent auf 299 Millionen gestiegen seien und fast die Hälfte des gesamten Kapitals der internationalen Genossenschaft ausmachten, sagte Matthias Lehnert, Geschäftsführer von Oikocredit Deutschland, bei der Jahrespressekonferenz Mitte März in Frankfurt am Main.
Mit 82 Prozent erfolgt ein Großteil der Investitionen weiterhin im Bereich der indirekten Mikrofinanzierung. Oikocredit finanziert dabei regionale Banken und Mikrokreditinstitute in Asien, Lateinamerika und Afrika, die ihrerseits Kleinbetrieben Kredite gewähren. Besonders wirksam und entwicklungsfördernd sind solche Mikrokredite nach Ansicht Lehnerts für Kunden in ländlichen Regionen, die am häufigsten von Armut betroffen sind. Allerdings seien die Mikrokredite nur ein Baustein der Armutsbekämpfung: Man könne nicht erwarten, dass sie allein die Lebensumstände verbessern. „Mikrokredite sind keine Wunderwaffe“, sagte Lehnert.
Florian Grohs, Kreditdirektor bei Oikocredit International, wirbt deshalb für einen ganzheitlichen Ansatz: „Mit einem Kleinkredit kann sich ein Bauer Samen und Düngemittel kaufen und seine Ernte verbessern. Aber wenn es keinen Absatzmarkt gibt, bringt ihm das wenig.“ Deshalb sei es sinnvoll, Genossenschaften und sozial orientierte Unternehmen zu unterstützen, die landwirtschaftliche Erzeugnisse lokal verarbeiten und vermarkten.
Mehr Risiko bei direkten Darlehen
Der Anteil der Finanzierung solcher Genossenschaften und Unternehmen an den gesamten Investitionen wuchs laut Grohs zwischen 2009 und 2013 von neun auf zwölf Prozent – und soll weiter zunehmen. Für 2014 sind 27 Millionen Euro dafür vorgesehen, vor allem in Lateinamerika und Afrika. Allerdings seien die direkten Kredite für Unternehmen mit höherem Aufwand und größerem Ausfallrisiko verbunden als die Beteiligungen an Mikrokreditinstituten. Oikocredit lasse die Kreditnehmer deshalb von lokalen Mitarbeitern intensiv beraten, sagte Grohs. Insgesamt hat Oikocredit 2013 drei Millionen Euro dafür ausgegeben und betreibt inzwischen in 36 Ländern eigene Büros.
Aber auch durch die traditionelle Zusammenarbeit mit Mikrofinanzierern in den Partnerländern sei es möglich, regionale Wertschöpfungsketten zu stärken, betont Ging Ledesma, die bei Oikocredit für das soziale Wirkungsmanagement zuständig ist. Als vorbildlich beschreibt sie ein Programm der Organisation Molyn Credit zum Aufbau einer lokalen Milchwirtschaft in Kenia. Als Kredit erhalten Bauern dort statt Geld eine Milchkuh; ein neu aufgebautes Vermarktungszentrum organisiert den Vertrieb der Milch. Dort werden die Bauern geschult und erhalten Futter und medizinische Versorgung für ihre Tiere. Das Projekt habe die Einkommen der Kleinbauern gesteigert und Arbeitsplätze in der Milchproduktion geschaffen, sagte Ledesma.
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