Besonders schwierig wird es, wenn die Helfer in Gebieten tätig sind, in denen nichtstaatliche Kriegsfürsten das Sagen haben – so wie in Somalia, wo bis heute Teile des Landes von der islamistischen Al-Shabab kontrolliert werden. Die Studie gibt einen guten Einblick, unter welchen Bedingungen humanitäre Hilfsorganisationen dort während der Hungersnot 2011 gearbeitet haben, wie weit sie sich mit den Islamisten einlassen mussten und vor welche Problem sie das gestellt hat.
Al-Shabab hatte in den von ihr kontrollierten Gebieten laut der Studie mehr oder weniger gut funktionierende Verwaltungsstrukturen zur Kontrolle der Hilfsorganisationen errichtet. Die Helfer mussten den lokalen Vertretern der Islamisten berichten und „Steuern“ bezahlen. Organisationen, die jeglichen Kontakt zu Al-Shabab mieden, flogen früher oder später raus aus Somalia.
Die umgekehrte Strategie – sich bedingungslos dem Diktat der Islamisten zu unterwerfen – ist allerdings keine gute Alternative. Am besten seien die Hilfsorganisationen gefahren, die die lokalen Strukturen und Führer der Al-Shabab genau studiert haben, um sie besser kennenzulernen und sich in Verhandlungen darauf einzustellen.
Die Autoren stellen fest, dass sich die Hilfsorganisationen kaum darüber ausgetauscht oder abgestimmt haben, wie man am besten mit den Islamisten umgeht. Das sei einerseits ein Versäumnis, andererseits aber auch nur schwer möglich gewesen: Al-Shabab hätte sich auf Verhandlungen mit einer „Allianz“ der Hilfsorganisationen nicht eingelassen. Eine weitere Schwierigkeit: Hilfsorganisationen, die sich auf Gespräche mit den Islamisten einlassen, müssen jederzeit mit Attacken aus der Heimat rechnen, sie unterstützten fahrlässig „Terroristen“. (ell)
Ashley Jackson, Abdi Aynte
Talking to the other side
Humanitarian negotiations with
Al-Shabab in Somalia
Humanitarian Policy Group Working Paper, ODI 2013, 27 Seiten,
www.odi.org/hpg
Neuen Kommentar hinzufügen