Martin Bruckner, Christine Polzin und Stefan Giljum
Counting CO2 Emissions in a Globalised World.
Producer- versus consumer-oriented methods for CO2 accounting
DIE Discussion Paper 9/2010,
Bonn 2010, 28 Seiten (www.die-gdi.de)
Die Industrieländer, die sich im Kioto-Protokoll von 1997 verpflichtet haben, ihre Treibhausgas-Emissionen zu vermindern, meinen damit die auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet produzierten Emissionen. China hat ebenso wie manche Fachleute eine andere Berechnung ins Spiel gebracht: Die mit der Herstellung eines Produkts verbundenen Emissionen sollen dem Land zugerechnet werden, das es konsumiert. Die Studie aus dem DIE belegt, dass der Unterschied zwischen den Ergebnissen beider Ansätze nicht nur erheblich ist, sondern auch wächst.
Die Autoren haben mit Hilfe des Energie-Inputs verschiedener Wirtschaftssektoren abgeschätzt, wie viele Emissionen in international gehandelten Gütern stecken und welche Staaten solche eingebetteten Emissionen ein- oder ausführen. Sie finden, dass der nach Konsum berechnete Treibhausgasausstoß der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der 30 Industrieländer angehören, 1995 gut 18 Prozent über dem nach Produktion berechneten lag und 2005 rund 29 Prozent. Die USA sind der größte Importeur, China ist der größte Exporteur –30 Prozent von dessen Treibhausgasausstoß dient dem Konsum in reichen Ländern.
Dass Industrieländer CO2-intensive Güter einführen, ist überwiegend nicht im Klimaschutz begründet, sondern ökonomisch. Aber es nimmt zu. Soll man deshalb Emissionen besser nach dem Konsum zurechnen? Dazu äußert sich die Studie etwas unschlüssig: Die Berechnung nach Produktion schöne einerseits die Klimabilanz der Industrieländer und setze falsche Anreize für die Verlagerung schmutziger Industrien. Für eine Berechnung nach Konsum spreche auch, dass Importländer dann saubere Importe verlangen würden, was den Technologietransfer und den Klimaschutz in Schwellenländern begünstige. Andererseits würde man aber Exportländern die Verantwortung für die Umwelteffi zienz der eigenen Industrie abnehmen, von deren Exporten sie profi tieren. Die Studie plädiert für ein nicht näher erklärtes Nebeneinander beider Berechnungsweisen. Und sie bemerkt, dass die Ansiedlung von schmutzigen Industrien es den Schwellenländern jetzt schwerer macht, Obergrenzen für eigene Emissionen zu akzeptieren. Wie ein globaler Emissionshandel das Kalkül ändern würde, betrachtet die Studie nicht.
(bl)
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