Steuern für Superreiche sind auf Drängen Brasiliens jetzt Thema der Gruppe der 20 großen Industrie- und Schwellenländer (G20). Wie man mit Steuern noch weit stärker umverteilen kann und warum das sowohl für soziale Gerechtigkeit als auch für eine ökologische Transformation unerlässlich ist, erklärt das Büchlein „Steuer-Revolution!“. Der einleitende Überblick über die globale Geschichte der Besteuerung ist recht holzschnittartig. Die beiden Autoren begründen dann die Notwendigkeit, die Ungleichheit von Einkommen und vor allem Vermögen drastisch zu verringern, sowohl mit Verweis auf philosophische Argumente als auch damit, dass anders eine nachhaltige Wirtschaftsweise nicht erreichbar ist. Die könne nicht länger auf Wachstum nach heutigem Verständnis beruhen – eine Einsicht, zu der sich leider viele im linken politischen Spektrum noch nicht durchgerungen haben.
Der wertvollste Teil des Büchleins ist aber der zweite. Der erklärt sehr gut, warum es verschiedene Arten Steuern gibt, warum sie mehr oder weniger sinnvoll sind und wie sich einzelne Steuern auf die Verteilung der Einkommen und Vermögen auswirken. Er bringt grundlegende Informationen über Steuerprivilegien für Reiche sowie Wege der Steuervermeidung und wer sie nutzt. Verbunden ist das mit Vorschlägen, mittels Steuern umzuverteilen, insbesondere die Vermögen. Hier liegt der Fokus stärker auf Deutschland. Die Vorschläge gehen sehr weit und den Autoren ist bewusst, dass sie zurzeit wenig realistisch sind; mit Recht fordern sie aber eine Debatte ohne Scheuklappen.
Das Buch ist gut lesbar, informativ und kratzt an Tabus in der Steuerdiskussion. Etwas nachteilig ist, dass die Autoren nicht zuerst den Status Quo und die Wirkungsweise aller Steuern erklären und dann ihr Reformkonzept für das ganze Steuersystem, sondern sie verbinden beides in Kapiteln zur jeweiligen Steuerart.
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