In ihrer Autobiografie warnt die philippinische Investigativjournalistin Maria Ressa vor der Macht von Technologiekonzernen und erzählt, wie sie vom schüchternen Mädchen zur selbstbewussten Aktivistin wurde.
Maria Ressa verlässt das Haus nicht mehr ohne kugelsichere Weste. Auch drohen der Journalistin in ihrem Heimatland, den Philippinen, insgesamt fast hundert Jahre Gefängnis, weil sie Korruption und Vetternwirtschaft ebenso aufdeckt wie den Missbrauch der sozialen Medien für die politischen Zwecke von Diktatoren. Für ihr Lebenswerk erhielt sie 2021 den Friedensnobelpreis. In ihrer Autobiografie beschreibt sie, wie aus dem schüchternen Mädchen, das nur redete, wenn es direkt angesprochen wurde, die Persönlichkeit wurde, die sie heute ist: eine Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt und den Großen dieser Welt die Stirn bietet. Sie geht in Konfrontation zum philippinischen Ex-Regierungschef Duterte ebenso wie zu Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, den sie persönlich getroffen hat.
Ressa wird in dem knapp 400 Seiten starken Buch durchaus persönlich, beschreibt sich als Brückenbauerin zwischen der westlichen und der asiatischen Welt und spricht auch ihre eigene Suche nach ihrer kulturellen und sexuellen Identität an. Es gibt auch Passagen, in denen sie Anekdoten wie jene erzählt, als ihre Mutter ihr zu Studienzeiten an einer Elite-Uni in den USA eine riesige Marien-Statue schenkte, die fortan auf einer Kommode über ihrem Bett thronte.
Einst begeisterte Facebook-Anhängerin, jetzt Aktivistin gegen Facebook
In erster Linie aber geht es Ressa in ihrer Autobiografie um ihr Lebensthema: die Macht von Technologiekonzernen und ihren Algorithmen aufzuzeigen, vor deren Folgen sie eindringlich warnt. Die unregulierte Flut an Falschmeldungen, die im Netz kursieren, führen zu einem Rückgang der Demokratie und dem Abdriften in autoritäre Strukturen, so ihre Überzeugung. Aus der einst begeisterten Facebook-Anhängerin wurde eine Aktivistin, die sagt: „Meiner Meinung nach stellt Facebook eine der größten Bedrohungen für Demokratien auf der ganzen Welt dar, und ich kann nur staunen, dass wir zugelassen haben, dass uns nach Wachstum und Gewinn gierende Technologieunternehmen unsere Freiheiten genommen haben.“
Die Autobiografie, die auch in der deutschen Übersetzung den englischen Titel „How to Stand Up to a Dictator“ trägt, macht deutlich, welch beeindruckende Kämpfernatur Maria Ressa ist. Aber die Journalistin zeigt auch ihre verletzliche Seite, lässt die Leserinnen an Zweifeln und Ängsten teilhaben, berichtet von Momenten der Ohnmacht und Situationen, in denen ihr das Herz vor Angst bis zum Halse schlug.
Fazit: Das Buch ist lesenswert und angesichts der politischen Tragweite fast schon gruselig. Was bleibt, ist das Bild einer inspirierenden Frau, die trotz der Widerstände und Rückschläge nicht müde wird, für eine bessere Welt zu kämpfen.
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