Elektromobilität gilt vielen als Ausweg aus der Misere fossiler Brennstoffe. Wer aber meint, die Autoindustrie müsse sich nur neu erfinden, um die Umwelt zu retten, wird durch die Lektüre dieses Buches ernüchtert.
Der Politikwissenschaftler Winfried Wolf argumentiert gegen E-Autos, und das vor allem mit Verbrauchszahlen. So betrage der ökologische Rucksack für ein durchschnittliches E-Auto bei „Tachostand null“ bereits sechs Tonnen CO2. Das ist rund das doppelte CO2-Äquivalen, der Herstellung eines konventionellen Pkw. Denn die Herstellung der Batterie belastet die Umwelt nicht nur chemisch, sie ist auch höchst energieintensiv. Mit der Reichweite eines E-Pkw wächst zudem das Gewicht ebendieser Batterie, deren Transport zusätzlich Energie verbraucht.
Der ehemalige verkehrspolitische Sprecher der PDS im deutschen Bundestag weist darauf hin, dass die Ökobilanz eines Tesla Modell S laut Berechnungen des schwedischen Umweltministeriums erst nach acht Jahren Betrieb nicht mehr schlechter ist als die eines Benziners – vorausgesetzt, er wird zu 100 Prozent mit regenerativem Strom betrieben. Das ist eine lange Zeit angesichts der Tatsache, dass nicht nur Firmen und Behörden, sondern auch Privatpersonen ihre Fahrzeuge oft schon nach fünf Jahren austauschen.
Darüber hinaus räumt der Autor mit der Annahme auf, der Strom für Elektromobile werde größtenteils ökologisch gewonnen. In Deutschland etwa wird noch immer die Hälfte des Stroms aus fossilen Trägern gewonnen. Österreich mit einem Anteil von 83 Prozent an erneuerbaren Energien hat da eine bessere Bilanz. Andernorts aber sei aber die programmierte Zunahme der Elektromobilität ein Argument, die Atomkraft auszuweiten oder alte AKW länger als vorgesehen laufen zu lassen.
Winfried Wolf zitiert zudem Umfragen, denen zufolge in Deutschland jedes zweite E-Auto ein Zweit- oder Drittfahrzeug ist, das für den Stadtverkehr genutzt wird. Trotz deutlicher Zunahme an Zulassungen für E-Autos seit 2016 sei in Deutschland und China auch der konventionelle Fuhrpark unvermindert angewachsen. Selbst in Norwegen, dem Musterland der Elektromobilität, fahre man in den Urlaub doch mit dem Benziner oder Diesel-Pkw. Zudem würden, je mehr E-Autos auf den Straßen unterwegs sind, öffentliche Verkehrsmittel seltener genutzt. Das Ziel, die Städte schrittweise autofrei zu machen, werde damit konterkariert.
Das Fazit des Autors: Elektroautos sorgen nicht für weniger, sondern für mehr umweltschädliche Mobilität. Einzig der „Ausstieg aus dem Autowahn und die Umsetzung einer Verkehrswendepolitik“ erscheint ihm zukunftsweisend. Das Buch ist eine Pflichtlektüre für alle, die ernsthaft über Verkehrspolitik mitreden wollen.
Auto fahren anders denken
Mit besonderem Vergnügen befasse ich mich mit allen Artikeln über Alternativen zum Fahren mit fossiler Energie. Wenn man sein Auto mit nachwachsender Energie betreibt, hat man viele Argumente gegen E-Mobilität und Verbrenner schon abgehakt. Leider bewirken Foren, Bücher und Artikel zum Thema so gut wie nichts gegen die mächtige Lobby der Bestandsbewahrer. Energiekonzerne und Autohersteller möchten keine rasanten Veränderungen, denn die Aktionäre wollen Dividende. Also wird es Aufgabe des Einzelnen, sich selbst zu entscheiden. Ausgehend von der Vermutung, dass Buchautor und Kommentator je kein E-Auto benutzen sondern einen klassischen Verbrenner, will ich so kurz wie möglich beschreiben, wie das gehen kann. Bei mir ist das Fahrzeug meiner Wahl ein Benz, Baujahr 1987, der ohne bauliche Veränderung mit Pflanzenöl fährt. Das könnte ich im Laden für 99 Cent kaufen, ab Hersteller sogar noch viel billiger im Container, aber ich verfahre seit 25 Jahren gereinigtes Fritieröl. Kein Zweifel, dass Treibstoffe aus der Natur CO2-neutral sind und unendlich vermehrbar. In Europa wachsen auf einer Fläche von 100 mal 100 Meter 1200 Liter Rapsöl, mehr als der Jahresverbrauch des deutschen Autofahrers. Nebenprodukt der Ölgewinnung ist eine noch größere Menge Pressrest, der als Tierfutter willkommen ist. Alles nicht neu, wird aber nur von einer winzigen Minderheit genutzt, die nicht Opfer der großen Verdummung wurde. Sicher nicht für alle umsetzbar, aber für die Schlauen. P.S. das Vorgängerfahrzeug musste ich mit 570 000 km verschrotten, weil es unrettbar durchgerostet war.
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