Der Nigerianer Odafe Atogun hat mit seinem Roman ein Stück „Erbauungsliteratur“ geschrieben. Sie dient traditionell dazu, jungen Menschen – vor allem weiblichen – den Pfad der Tugend zu weisen, auf dass sie zu nützlichen Gliedern der Gemeinschaft heranwachsen.
Die Ich-Erzählerin ist eine junge, schöne, aufrechte und bienenfleißige Witwe. Tapfer widersetzt sie sich den Avancen des alten Dorfvorstehers, ihn dem Brauch der Vorfahren und seinem Wunsch folgend nach dem Tod ihres Mannes zu heiraten. Dafür will er sie bestrafen, indem er ihr den Sohn wegnimmt und dafür sorgt, dass sie von der Dorfgemeinschaft geächtet wird.
Glücklicherweise finden sich in jeder für sie brenzligen Situation edle Menschen, die ihr und dem Kind helfen. Bis zum Happy End gilt es, zahlreiche Abenteuer und Schwierigkeiten durchzustehen, an denen die junge Frau reift. Schließlich kann sie ihren langgehegten Wunsch realisieren und ein Waisenhaus gründen, in dem sie arme Kinder glücklich macht. Wie schön, dass dann auch noch der beste Freund und Blutsbruder ihres verstorbenen Mannes nach langer Irrfahrt auftaucht. Obwohl nicht gänzlich ohne Spannung, ist im Roman alles vorhersehbar. Die Sprünge und Zeitraffer in der nicht immer stringenten Handlung erinnern an ein Exposé.
Für wen ist das Buch also geeignet? Eher nicht für Erwachsene. Für Jugendliche aber auch nicht, weil ihnen in der Regel das ethnologische Hintergrundwissen fehlt, um die Traditionen, die in dem Roman eine Rolle spielen, einzuordnen und nicht misszuverstehen, etwa in der Art: „Was sind die Afrikaner doch rückständig und gemein zu Frauen.“
Kurz: Es gibt wesentlich interessantere und glaubwürdigere Bücher afrikanischer Autoren, die das Thema Emanzipation zum Inhalt haben und realistischer behandeln.
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