In ihrer Autobiographie schildert Malaika Wa Azania die Geschichte ihrer Generation im „neuen“ Südafrika, das für sie dem alten erschreckend ähnlich ist.
Malaika Wa Azania ist erst 23 Jahre alt, als die Originalausgabe ihres Buches in Johannesburg erscheint. Aber sie hat so viel erlebt, und ihre Geschichte ist so eng mit der ihrer Generation im „neuen“ Südafrika verwoben, dass man ihr Buch mit Fug und Recht als Memoiren bezeichnen kann. Auch ist die Epoche, über die sie schreibt, bereits wieder vergangen: die kurze Zeitspanne, in der die Vision eines freien Südafrikas realisierbar schien – und wieder verblasste. Heute erscheint sie der Autorin unerreichbar. „Das Südafrika, das wir heute sehen, ist nur eine andere Version des Südafrikas von gestern“, meint sie. Aus anderem Munde klänge das resigniert. Aus dem Mund der Autorin klingt es zornig und rebellisch.
Zornig ist die 1991 in der Township Soweto geborene Malaika Wa Azania auf die nach wie vor oft erniedrigenden Lebensumstände der schwarzen Bevölkerung und auf den institutionalisierten Rassismus. Auch über den Afrikanischen Nationalkongress ANC, der für sie einmal das Freiheitsideal der Regenbogennation verkörperte, ist sie maßlos enttäuscht.
Malaika wächst als Kind mit dem ANC auf. Ihre Mutter und auch der getrennt lebende Vater – beide engagiert in ANC-Organisationen – nehmen sie regelmäßig zu den Treffen mit. „Die Letztgeborene der Revolution“ wird sie in der Township genannt, weil sie kurz vor dem Ende der Apartheid zur Welt kam. Wenn sie groß ist, möchte sie eine führende Position im ANC innehaben, das steht für sie fest. In der Grundschule lernt sie Religion, Mathematik, Lesen und Mandela. „Alle waren wir jung und alle liebten wir den Mann, der uns aus den Fängen der Apartheid befreit hatte“, schreibt sie. Im Soweto der 1990er Jahre wird alles Gute, das passiert, dem ANC zugeschrieben – ob ein Kind ins nächste Schuljahr versetzt, ein Kranker gesund oder der Africa-Cup von Südafrika gewonnen wird. Aber gegenüber den Idealen von Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit, die die Autorin von klein auf eingesogen hat, erweist sich das Gesicht der Regenbogennation oft als hässlich.
So erfahren die Leser, wie es ist, wenn man in einer Wellblechhütte lebt und als sehr dunkelhäutiges Kind mit wilden Dreadlocks auf eine Schule kommt, die auch von Indern und Weißen besucht wird – durchweg Mädchen mit sorgfältig frisiertem Haar. Malaika kämpft sich durch und fordert ihre Rechte ein, nicht nur gegenüber arroganten Weißen. Die Flamme des Zorns und das Feuer der Jugend beflügeln ihre Sprache und verleihen ihren Schilderungen Kraft, Würze und Lebendigkeit. Am Schluss des Buches berichtet sie, wie sie an der Bildung einer neuen, radikalen Organisation mitwirkt, den „Economic Freedom Fighters“– einer „Massenbewegung neuer Freiheitskämpfer“. Da wird aus spannend zu lesenden Memoiren der hoffnungsvolle Blick einer schwarzen Südafrikanerin in die Zukunft. Und da wirkt sie mit ihren kämpferischen Idealen dann doch ziemlich jung.
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