Ruth Weiss
A Path through Hard Grass: A Journalist’s Memories of Exile
and Apartheid
Basler Afrika Bibliographien, Basel 2014
276 Seiten, ca. 20 €
Ruth Weiss hat über Jahrzehnte als Wirtschaftsjournalistin und politische Berichterstatterin die Umbrüche im südlichen Afrika dokumentiert und kommentiert. Sie arbeitete für südafrikanische und sambische Medien sowie für Zeitungen und Radiosender in Europa. Als Zeitzeugin der letzten Phase kolonialer Siedlerpolitik lernte sie alle bedeutenden Vertreter anti-kolonialer Befreiungsbewegungen kennen. Nach der politischen Unabhängigkeit der Länder bildete sie dort Journalistinnen und Journalisten aus.
Nun hat sie zu ihrem 90. Geburtstag ihre Autobiographie in englischer Sprache veröffentlicht. Verleger sind die Basler Afrika Bibliographien, dort lagert das Ruth-Weiss-Archiv mit hunderten Artikeln und Tondokumenten. Das reich bebilderte Buch gibt Einblicke in ihren ausgezeichneten politischen Sachverstand und ihr Engagement für Gerechtigkeit und Menschenwürde.
Ruth Weiss kam 1924 in Fürth als Tochter jüdischer Eltern zur Welt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor ihr Vater seine Arbeit, 1936 wanderte die Familie nach Südafrika aus. Dort arbeitete die junge Frau Löwenthal – so lautete ihr Mädchenname – zunächst als Prokuristin, dann wurde sie Journalistin. Sie schloss sich einem unabhängigen Kulturverein deutscher jüdischer Immigranten in Johannesburg an und schärfte dort ihre Fähigkeiten, politische Prozesse zu analysieren.
Ihre kritische Berichterstattung brachte Ruth Weiss in den 1960er Jahren wiederholt in Konflikte mit den politischen Machthabern in Südafrika und im damaligen Südrhodesien. In den 1970er Jahren folgten Aufenthalte in Sambia, wo sie für die „Times of Zambia“ arbeitete, in Großbritannien für den „Guardian“ und in Deutschland für die „Deutsche Welle“. Sie begleitete damalige Minister auf Auslandsreisen in zahlreiche afrikanische Länder und nach China.
Weiss lässt ihre Leser teilhaben an ihren Beobachtungen der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Situation in jener Zeit, an der Dramaturgi politischer Gespräche und an ideologisch bedingter Spannungen zwischen zumeist männlichen Vertretern meinungsbildender Zeitungen und Zeitschriften in Westdeutschland. Dass auch die entwicklungspolitische Berichterstattung keineswegs wertfreiwar, kommt ebenfalls zur Sprache. Exemplarisch beschreibt sie die Probleme während einer Dienstreise der damaligen Entwicklungsministerin Marie Schlei 1977 ins südliche Afrika.
1979 informierte Ruth Weiss über die Lancaster House-Verhandlungen, die schließlich zur Unabhängigkeit Simbabwes 1980 führten. Danach engagierte sie sich in der Hauptstadt Harare für Dialoge zwischen den früheren Konfliktparteien im Land und südafrikanischen Delegierten, Ziel waren eine politische Lösung und das Ende der Apartheid.
Vor zehn Jahren kehrte Ruth Weiss nach Deutschland zurück. Seitdem klärt sie über deutsch-jüdische Geschichte auf, sie schrieb mehrere Jugendbücher und Romane. Ihr couragierter Journalismus führte auch zu privaten Dramen, über die sie aufrichtig berichtet. Umso mehr Respekt gebührt dieser großen Kämpferin für Verständigung und Frieden. (Rita Schäfer)
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