Michael Lapsley mit Stephen Karakashian
Mit den Narben der Apartheid
Verlag Barbara Budrich, Opladen,
Berlin & Toronto 2014, 252 Seiten, 19,90 Euro
Der Anti-Apartheid-Kämpfer Michael Lapsley hat selbst schwere Verletzungen erlitten und hilft nun anderen Opfern von Gewalt und Folter. Ein beeindruckender Lebensweg.
Am 28. April 1990 nahm das Leben von Michael Lapsley eine radikale Wende. Eine Briefbombe riss dem damals 40-jährigen anglikanischen Priester beide Hände ab, auch eines seiner Augen konnten die Ärzte nicht mehr retten.
Der gebürtige Neuseeländer, Mitglied des Afrikanischen Nationalkongresses und engagierter Kämpfer gegen die Apartheid in Südafrika, stand kurz vor einer neuen beruflichen Aufgabe. Er sollte Gemeindepriester werden in Bulawayo, der zweitgrößten Stadt Simbabwes. Südafrika hatte er bereits 1976 verlassen, zu groß war die Gefahr für sein Leben dort geworden. Sie holte ihn dennoch ein.
Lapsley erzählt in seiner Autobiografie von dem Anschlag und seinen Folgen, wie er lernte, mit seinem Leben als behinderter Mensch umzugehen – ein „hartes Stück Arbeit“, gibt er zu. Er schildert den langen Weg der Heilung, der ihn schließlich dazu brachte, auch anderen Menschen zu helfen, mit Verletzungen aus der Vergangenheit umzugehen.
Lapsley berichtet von der Gründung des südafrikanischen Trauma-Zentrums für die Überlebenden von Gewalt und Folter in Kapstadt – und hält weder mit den internen Querelen in der Einrichtung noch mit seiner Skepsis gegenüber „Psychogeschwafel“ hinter dem Berg.
Mit Workshops unter dem Leitwort „Healing Memories“ findet er schließlich seine Lebensaufgabe, die er mit der Gründung des gleichnamigen Instituts fest etabliert. Längst kümmern er und seine Mitarbeiter sich nicht mehr nur um Südafrikaner, sondern um Menschen aus aller Welt, denen „schreckliche körperliche, psychische und spirituelle Wunden zugefügt wurden“, wie Lapsley schreibt.
Zugleich nimmt er in seinen Aufzeichnungen stets die politischen Entwicklungen in den Blick – in Simbabwe, Lesotho, Südafrika, später auch in Ruanda und Kuba. Lapsley schlägt einen angenehm nüchternen und reflektierten Ton an und berührt gerade deshalb mit seinem persönlichen Schicksal, seinem Mut, seiner Hartnäckigkeit – und seiner stetigen Auseinandersetzung mit dem Glauben, die sich wie ein roter Faden durch sein Leben zieht.
Gesine Kauffmann
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