Südafrika: Denkmal für die stillen Kämpfer

Rommel Roberts
Wie wir für die Freiheit kämpften – Von stillen Heldinnen und Helden in Südafrika
Lokwort Verlag, Bern 2014, 224 Seiten, 19,90 Euro


Der Anti-Apartheid-Aktivist Rommel Roberts schildert ideenreiche und riskante Aktionen des Widerstandes gegen das südafrikanische Regime. Er würdigt diejenigen, die gemeinsam mit ihm die politischen Verhältnisse verändert haben.

In Südafrika stehen Wahlen an. Die Regierung von Jacob Zuma und die Vorherrschaft des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) sind umstritten. Für positive Schlagzeilen sorgte in den vergangenen zwei Jahrzehnten vor allem Nelson Mandela; sein Tod berührte die Weltgemeinschaft. Mitten in diesen Zeiten erscheint ein Buch, das die unbekannten Kämpferinnen und Kämpfer gegen die Apartheid auf den Schild hebt.

Berühmt ist einzig der Verfasser des Vorworts, Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, der ehemalige anglikanische Erzbischof von Kapstadt. Er schreibt: „Wie durch ein Fenster schauen wir auf die Portraits von Personen, die durch ihren Glauben und ihre Handlungen entscheidende Veränderungen bewirkt haben.“

Sie heißen Mary O‘Neal, Richard Rosenthal, Amalia Lackay, Francis Green oder auch nur Anna. Anna lebte in einer Siedlung, die als Lourdes Farm bekannt war und von einem Staatsbeamten namens Slabbert terrorisiert wurde. „Er kam gewöhnlich schwer bewaffnet in die Siedlung, stolzierte großtuerisch herum und suchte sich willkürlich das Haus eines Opfers aus.

Seine Methode war es, sein Fahrzeug mit Vierradantrieb mit angeschlossener Zugkette zu benutzen. Die Kette wurde dann um die Hütte des unglücklichen Opfers geworfen, und er riss das ganze Gebäude nieder, zusammen mit Möbelstücken, die sich noch darin befanden, wenn der Arme sie nicht rechtzeitig hatte beseitigen können.“

Roberts erzählt von vielen mutigen Aktionen

Anna, hochschwanger, half mit, die Gemeinde zu organisieren. Mithilfe der Medien wurde Slabbert etwas ausgebremst, aber als die Aufmerksamkeit nachließ, versetzte er die Siedlung wieder in Angst. So organisierten Anna und andere Frauen einen Protestmarsch und übergaben Slabbert eine Petition. Anna erklärte: „Wir sind hier, um Ihnen zu sagen, dass wir keine Ihrer Aktionen weiter hinnehmen werden.“ Die Stadtverwaltung ließ Lourdes Farm in der Folge in Ruhe und richtete sogar eine Wasserversorgung ein. Anna aber starb zwei Tage nach dem Protestmarsch bei der Geburt ihres fünften Kindes.

Roberts erzählt von vielen kreativen mutigen Aktionen, die über lange Zeit hinweg die Massenbewegung etablierten, die schließlich die Apartheid beendete. Oft im Vertrauen zu Gott bauten sie – auch mit seiner Hilfe – Solidarität untereinander auf. Denn gemeinsam waren sie stärker, einfallsreicher, sicherer, mutiger und auch hoffnungsvoller – so ist es heute noch.

Das Buch liefert Momentaufnahmen aus dem Leben eines engagierten, gläubigen Kämpfers gegen die Apartheid. 20 Jahre nach den ersten freien Wahlen in Südafrika lässt Roberts seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter nochmals aufleben und würdigt ihren Widerstand.
(Rebecca Vermot)

Erschienen in welt-sichten 4-2014


 

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