Die Berliner Politikwissenschaftlerin Birgit Mahnkopf sagte in ihrem Einführungsreferat, Hunger und Armut sowie schrumpfende Rohstoffvorräte und Umweltbelastungen erforderten eine grundlegende Transformation des bisherigen Wirtschaftsmodells und eine „außerordentliche Kraftanstrengung". Es gelte, ein neues Gleichgewicht zwischen Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu finden. Der Markt müsse politische Vorgaben erhalten, über deren Ausmaß und Kontrolle die Bürgerinnen und Bürger entscheiden sollten.
Das Gemeinwohl müsse zum Leitfaden gesellschaftlicher Prozesse werden und Gemeingüter seien durch „strikte Verbote zu schützen". Mit Hilfe von technischen Lösungen sei das nicht zu erreichen. An der Eigeninitiative der Bürgerinnen und Bürger gehe kein Weg vorbei, erklärte die Professorin der Berliner Fachhochschule für Wirtschaft. Wie diese Initiative aussehen kann, erklärte Namrata Bali, Vorstandsmitglied der indischen Gewerkschaft für selbstständige Kleinunternehmerinnen, die in neun Bundesstaaten 1,2 Millionen Mitglieder zählt.
Kein allgemeines Rezept gegen Ungleichheit
Bali sagte, Indien verfüge zwar über eine gute Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, aber es fehlten die Mechanismen, sie umzusetzen. Ihre Gewerkschaft habe deshalb eine Bank und eine Versicherungsgenossenschaft gegründet und biete zudem Kinderbetreuung für ihre Mitglieder an. Energisch wehrte sich Bali gegen globale Lösungen zur Beseitigung von Ungleichheit in der Gesellschaft. Die Strategien müssten an die traditionellen und kulturellen Werte vor Ort angepasst werden, forderte sie.
Die Geschäftsführerin des Kinderhilfswerks terre des hommes, Danuta Sacher, setzte ihre Hoffnung ebenfalls auf eine breite Mobilisierung der Bevölkerung. Es gebe keinen anderen Weg, um Regierungen zur Rechenschaft zu ziehen, betonte sie. Die frühere Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul forderte, auch in den Industrie- und Schwellenländern müsse die soziale Ungleichheit stärker bekämpft werden. Andernfalls werde die „Solidarität mit dem globalen Süden schwierig". Die SPD-Bundestagsabgeordnete warb für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer als „Instrument gegen die Entsolidarisierung".
Das Südwind Institut wurde 1991 gegründet mit dem Ziel, zur „ökonomischen Alphabetisierung" der Gesellschaft beizutragen. Arbeitsschwerpunkte sind unter anderem Rohstoffe, Sozialstandards im Welthandel und nachhaltige Geldanlagen. Das Institut zählt derzeit 437 Einzelpersonen und Institutionen als Mitglieder und verfügte im vergangenen Jahr über einen Etat von 578.000 Euro. Südwind erhält Aufträge aus der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit und erstellt Expertisen für das Europaparlament und die EU-Kommission.
(gka)
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