Nach dem lange erwarteten Treffen in Jamaikas Hauptstadt Kingston hat vor allem der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) Kritik einstecken müssen. Dieser hätte deutlicher Position zu aktuellen Krisen in der Welt beziehen sollen, monieren deutsche Teilnehmer. Und der künftige bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ist nicht der einzige, der sich eine Weltkirche wünscht, „die nicht nur gute Beispiele gibt oder Grundsätze zum Ausdruck bringt, sondern die auch einwirkt auf die politische Gestaltung“.
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Nun müssen sich aber all diejenigen, die nach Jamaika geflogen sind, fragen lassen: Warum ist denn bei all dem personellen und finanziellen Aufwand nicht mehr rausgekommen? Lag das wirklich nur am ÖRK? Der Weltkirchenrat lässt sich nicht auf einen Generalsekretär mit ein paar Fachabteilungen reduzieren, die unabhängig von den Kirchen, die der Rat vertritt und die ihn finanzieren, tun und lassen können, was sie wollen. Von den tausend Delegierten in Jamaika kamen 120 aus Deutschland, so viele wie aus keinem anderen Land. Bei ökumenischen Gipfeltreffen sind die Deutschen schnell mit von der Partie und immer gut vertreten. Sollen diese 120 wirklich keinen Einfluss auf Vorbereitung, Ablauf und Ergebnis des Treffens in Jamaika gehabt haben?
Für den Ökumenischen Rat der Kirchen gilt das Gleiche wie für andere Dachorganisationen: Sie sind nur so schlagkräftig, wie ihre Mitglieder es wollen. Nach einem Treffen wie in Jamaika, mit dem auch die zehnjährige Arbeit vieler Basisgruppen und Friedensinitiativen gewürdigt werden sollte, zu Protokoll zu geben, dass das Ergebnis wenig zukunftsweisend sei, ist ein Schlag ins Kontor all derjenigen, die sich von der Kirche noch echte Impulse erhoffen. Wer dann wieder zur Tagesordnung übergeht und zum Trost auf Busan verweist, wo man ja 2013 bei der ÖRK-Vollversammlung am Thema Frieden weiterarbeiten wolle, macht es sich zu einfach. Wer zu solchen Gipfeltreffen fährt, hat eine Verantwortung – auch für das Ergebnis.
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