Für das Studium der Internationalen Entwicklung (IE) an der Universität Wien soll entgegen einer Zusage des Rektorates kein Master-Studiengang angeboten werden. Stattdessen wurde Ende Juni ein Bachelor-Studiengang genehmigt, der nach der neuen Studienordnung das bisherige Diplomstudium ersetzen soll. Den Bachelor können Studierende nach sechs Semestern erwerben. Allerdings wird er von vielen Unternehmen und staatlichen Stellen nicht als akademischer Grad anerkannt und somit schlechter bezahlt.
Autor
Ralf Leonhard
war bis zu seinem plötzlichen Tod im Mai 2023 freier Journalist in Wien und ständiger Korrespondent von "welt-sichten".Elke Christiansen, Mitarbeiterin der IE-Studienservicestelle, bedauert diesen Rückschlag. Damit werde zugleich die Forschung ausgetrocknet, die nur im Rahmen eines Master-Studiums stattfinden könne. Das Diplomstudium in seiner ursprünglichen Form hatte eine Reihe interessanter Forschungsarbeiten hervorgebracht. Der Universitätssenat hatte den Master-Studiengang im vergangenen Januar genehmigt. Dann beschloss die österreichische Regierung ein Sparpaket, das auch Kürzungen im Wissenschaftsbudget vorsieht, die sich auf die Universitäten auswirken.
Anfangs habe Rektor Georg Winckler versucht, inhaltlich zu argumentieren und Verbesserungen im Entwurf des Studienplans angemahnt, so Christiansen. Auf Nachfrage seien diese Vorwürfe aber nie konkretisiert worden. Zuletzt sei die Entscheidung allein mit dem Sparzwang begründet worden. Die Studierenden hatten zuvor vergeblich gegen den Beschluss der Universitätsleitung protestiert.
Die Internationale Entwicklung hat an der Universität Wien derzeit den Status einer Forschungsplattform, die bis 2013 befristet eingerichtet und fünf verschiedenen Fakultäten zugeordnet ist. Der große Zulauf, den die neue Studienrichtung in den ersten acht Jahren ihres Bestehens verzeichnete, gab Hoffnung, dass daraus ein dauerhaft verankertes Regelstudium würde. Derzeit sind noch 1100 Studierende eingeschrieben, die ihr Diplomstudium nach der alten Studienordnung bis 2014 beenden dürfen. Weitere 1400 streben den Bachelor nach der neuen Regelung an. 19 Prozent der Studierenden kommen aus Deutschland. Der Anteil ist überdurchschnittlich hoch, da im deutschsprachigen Raum kein vergleichbares Studium angeboten wird.
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