Schweizer Medien vernachlässigen Berichte über den globalen Süden. Darauf hat der Zürcher Mediensoziologe Kurt Imhof bei der Jubiläumsveranstaltung zu 40 Jahren Alliance Sud Ende Juni hingewiesen. Während sich zwischen 1960 und 1990 fast die Hälfte der außenpolitischen Berichterstattung mit Afrika, Asien und Lateinamerika befasste, waren es in den vergangenen 20 Jahren nur noch 15 Prozent. Imhofs Fazit: „Der globale Süden schrumpft im schweizerischen Erfahrungshorizont.“ Seinen Befund stützt er auf die Auswertung von Artikeln der „Neuen Zürcher Zeitung“ sowie von „Tages-Anzeiger“ und „Blick“. Mehr als die Hälfte der Berichte aus dem Ausland handelte von Kriegen, Terrorismus und Konflikten. Diplomatie, Zivilgesellschaft und die Debatte über Armut verschwänden immer mehr aus dem Blickfeld, erklärte Imhof. Als Gründe hierfür nannte der Wissenschaftler den Abbau von Stellen und damit den Verlust von Spezialwissen. Alliance Sud, die entwicklungspolitische Lobbyorganisation der sechs großen Schweizer Hilfswerke, wurde 1971 mit dem Ziel gegründet, die Bevölkerung über die Länder des Südens zu informieren. Sie rief den „Informationsdienst Dritte Welt i3w“ ins Leben und betreibt noch heute zwei öffentliche Dokumentationsstellen in Bern und Lausanne.
(IS)
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