Den Gouverneur von Jonglei, des größten Teilstaats im Südsudan, erzürnt die Faulheit seiner männlichen Bürger. Und so hat er ein Gesetz angekündigt, wonach alle bestraft werden, die „unter Bäumen sitzen, Spiele spielen und darauf warten, dass die Frauen ihnen zu essen bringen“. Die Sympathie vieler Bürgerinnen ist ihm gewiss. Schließlich hatten sich Frauen bei ihm beschwert, sie müssten allein die Äcker bebauen, während sich die Männer dem Müßiggang hingäben.
Aber ist ein Gesetz dagegen anzuraten? Gegen den Spieltrieb der Männer dürfte der Gouverneur machtlos sein. Das Spielen während der Arbeitszeit hat er schon verbieten lassen mit dem Ergebnis, dass es nun heimlich geschieht. Natürlich könnte er nun die Polizei, die er nicht hat, ausschicken, damit sie Faulpelze in Gefängnisse steckt, die noch gebaut werden müssen. Aber was täten die Drückberger dort? Spielen und warten, dass ihre Frauen ihnen zu essen bringen.
Mehr noch: Das Spielen zu verbieten wird den Fortschritt der Kultur im Südsudan behindern. Schon vor Jahrzehnten hat der niederländische Gelehrte Johan Huizinga – zugegeben ein Mann – darauf hingewiesen, dass der Mensch ein spielendes Wesen und das Spiel die Wurzel aller Kultur ist. Entsprechend ist es noch nirgends gelungen, den Spieltrieb auszurotten, nicht einmal an der Börse. Der Gouverneur sollte ihn sich zunutze machen, um ein Kernproblem von Jonglei anzugehen: die grassierende Gewalt. Aufrührer und Viehräuber machen mit Waffen, deren Besitz der Gouverneur verboten hat, das Land unsicher und halten Frauen vom Landbau ab. Es wäre ein echter Fortschritt, wenn sie stattdessen müßig unter Bäumen sitzen würden. Man sollte ihnen mit allerlei Spielzeug ihre Gewehre abhandeln. Mehr, nicht weniger, Männerspiele bringen Jonglei voran.
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