Kathryn Ledebur, Coletta A. Youngers
Bolivian Drug Control Efforts
Genuine Progress, Daunting Challenges
Andean Information Network 2013,
24 Seiten, www.ain-bolivia.org
Bolivien hat unter Evo Morales, der seit Anfang 2006 Staatspräsident ist, den „Krieg“ gegen Kokain durch eine flexiblere Drogenpolitik ersetzt. Der Erfolg gibt ihm laut einer neuen Studie Recht: In Bolivien sinkt der Anbau von Koka, während er in den Nachbarländern steigt.
Im Kampf gegen Kokain haben die Andenländer unter dem Druck der USA lange auf Repression gesetzt – etwa darauf, Koka-Pflanzen, aus deren Blättern Kokain extrahiert wird, aus der Luft zu vernichten. Die Strategie ist gescheitert und inzwischen auch in Lateinamerika umstritten. Die Regierung Morales hat sich auch praktisch davon abgewandt und den Anbau von Koka für „traditionelle“ Zwecke (wie das Kauen der Blätter und als Heilmittel) auf einer begrenzten Fläche legalisiert. Laut der Studie des Andean Information Network bewirkt das inzwischen einen Rückgang des Koka-Anbaus: Die Anbaufläche in Bolivien ist von 2010 auf 2011 um rund 12 bis 13 Prozent gesunken, in den anderen beiden Hauptanbauländern Kolumbien und Peru aber gestiegen.
Die Gründe dafür sieht die Studie darin, dass Bolivien mit den Bauern statt gegen sie vorgeht. Die könnten etwa, weil die legalen Koka-Parzellen ihnen ein Einkommen garantierten, leichter ausprobieren, was sie mit anderen Anbaufrüchten wie Bananen verdienen können. Die Bauern kontrollierten zudem im eigenen Interesse gegenseitig, dass niemand seine Quote überschreitet. Das und die Konzentration der Parzellen bewirkten, dass auch die Dunkelziffer beim Anbau viel kleiner sei als anderswo.
Bolivien bleibt von Drogenkriegen wie in Mexiko oder Kolumbien verschont
Allerdings ist die Strategie nur begrenzt erfolgreich. Zum einen pflanzen Bauern nun auch in Gebieten Koka, wo das früher nicht üblich war. Zum anderen wird weiter illegal Kokain gehandelt. Die Behauptung der US-Regierung, Bolivien produziere wachsende Mengen der Droge trotz schrumpfender Koka-Anbaufläche, ist zwar der Studie zufolge nicht nachvollziehbar und rein politisch motiviert (die US-Regierung klassifiziert Bolivien als Land, das seiner Pflicht in der Drogenbekämpfung nicht nachkomme). Doch ein Teil Koka wird, wie die New York Times betont, zu Kokain verarbeitet. Die Droge wird laut der Studie auch aus Peru eingeschmuggelt, und das Vorgehen der Behörden gegen den illegalen Handel in Bolivien ist wenig wirksam.
Es ist allerdings fraglich, ob dieses Problem ohne eine andere Drogenpolitik in den Nachfrageländern – speziell den USA – überhaupt gelöst werden kann. Und zu Recht betont die Studie: Boliviens neue Drogenpolitik hat die Gewalt verringert und erspart dem Land Drogenkriege wie in Mexiko oder Kolumien.
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