Nordafrika ist für die Golfstaaten schon lange strategisch wichtig. Seit den 2010er Jahren aber bauen Saudi-Arabien, die Emirate und in geringerem Maße Katar ihre Beziehungen auch zu Ländern südlich der Sahara aus, heißt es in einem neuen Policy Brief aus dem ECFR. Sie tun das im Kontext von wachsender Konkurrenz der Großmächte und von Mittelmächten wie der Türkei in Afrika, so das Papier.
Die reichen Golfstaaten investierten aus eigenem Interesse in Sektoren, in denen Afrika den größten Bedarf habe: Infrastruktur sowie Energie und Klima. Hier folgten sie dem „doppelten Ansatz“, die Nutzung von Öl und Gas nicht einzuschränken, sich aber zugleich eine starke Stellung bei den zukunftsträchtigen erneuerbaren Energien zu verschaffen, für die Afrika wichtige Rohstoffe biete. Das sei für Afrika attraktiv, zumal die Länder dort von westlicher Hilfe enttäuscht seien. Es berge aber auch die Gefahr, Afrikas Rolle als bloßer Rohstofflieferant noch zu festigen.
Ratschläge an die Europäer
Die beiden Autoren weisen auch auf Unterschiede im Vorgehen der drei Golfstaaten hin. So investierten die Emirate, die kaum Industrie hätten, stark in Handelsinfrastruktur wie Häfen, Saudi-Arabien eher in Straßenbau und mehr als die Emirate in kritische Rohstoffe. Katar wolle vor allem sein Image als friedensorientierte Mittelmacht aufbauen.
Europa sollte in Afrika laut dem Papier mit den Golfstaaten zum Nutzen aller Seiten zusammenarbeiten. Aber es sei auch im Wettbewerb mit diesen Ländern um Einfluss – nicht zuletzt auf die Gestaltung von Afrikas künftiger „grüner“ Energielandschaft. Wenn Europa abseitsstehe, riskiere es, aus entstehenden Handelskorridoren und Lieferketten ausgeschlossen zu werden und auch aus der „Kontrolle über kritische Infrastruktur“, die ein „unverzichtbares Mittel des geoökonomischen Einflusses“ sei. Dass dieser als vordringliches Ziel betrachtet wird, irritiert an dem informativen Papier.
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