Woran arbeiten Sie gerade?
Ich bin auf dem Sprung zu einem Besuch des Weltladens in Winsen an der Luhe, der feiert am Wochenende sein 40-jähriges Bestehen. Ich werde mitfeiern und das tun, was ich verstärkt tue, seit ich im Frühjahr die Geschäftsführung des Weltladen-Dachverbandes übernommen habe: hören, was die Leute vor Ort machen – und was sie dafür brauchen.
Der direkte Kontakt zu den vielen Weltladen-Teams ist Ihnen besonders wichtig?
Ja, denn ich komme aus der Praxis. Ich habe acht Jahre lang den Mainzer Weltladen geleitet und bin seit zwanzig Jahren ehren- und hauptamtlich in der politischen Bildungsarbeit tätig. Nicht zuletzt deshalb möchte ich den Dienstleistungscharakter unseres Dachverbandes weiter ausbauen – als Rat- und Ideengeber für die Teams, die vor Ort die rund 900 Weltläden in Deutschland gestalten, aber auch als Stelle, an die sie sich bei Problemen wenden können. Unter anderem haben wir offene digitale Beratungen eingeführt. Zu denen laden wir Fachleute ein, die zu Themen beraten können, die den Engagierten auf den Nägeln brennen. Das können Versicherungsfragen sein, aber auch Anregungen für die Öffentlichkeitsarbeit.
Hat sich die Öffentlichkeitsarbeit in den letzten Monaten verändert?
Ja, wir nutzen etwa eine modernere und prägnantere Sprache. Das Thema Fairer Handel ist inzwischen in aller Munde, und das ist gut so. Aber die meisten Menschen, die in Weltläden arbeiten, und auch ein Großteil ihrer Kundschaft gehören einer älteren Altersgruppe an. Jüngere finden viel zu selten den Weg in die Weltläden. Deshalb haben wir mit einer Kommunikationsagentur Materialien entwickelt unter dem Titel „Weltladen neu erzählt“, die die Läden nutzen können, beispielsweise einprägsame Bilder und Botschaften fürs Schaufenster. Wir gehen aber auch immer mehr selbst raus, etwa an Schulen. Dadurch finden auch Jüngere zu uns.
Wie sind Sie persönlich zur Weltladen-Bewegung gekommen?
Ich habe schon als 15-jährige Schülerin in meiner Heimatstadt Northeim in Niedersachsen ehrenamtlich im Weltladen mitgearbeitet; das Thema globale Gerechtigkeit hat mich schon immer interessiert. Später habe ich in Mainz Soziologie, Politikwissenschaft und Ethnologie studiert und mich dabei schwerpunktmäßig mit Afrika befasst. Ich bin in Mainz geblieben und kann hier jetzt beruflich das tun, was mich schon lange interessiert.
Und was tun Sie in Ihrer Freizeit?
Ich habe drei Kinder im Alter von elf, neun und drei Jahren, da ist immer was los. Wenn ich mal Zeit für mich habe, lese ich sehr gerne, mache Sport oder gehe ins Konzert. Demnächst zum Beispiel in eines des Countertenors Philippe Jaroussky, da freue ich mich schon sehr drauf.
Das Gespräch führte Barbara Erbe.
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