Das katholische Hilfswerk Misereor hat im Jahr 2023 Spenden in Höhe von 64,6 Millionen Euro eingenommen und damit 2,9 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Dennoch befürchtet das Werk, seine Projektarbeit wegen der drohenden Kürzungen staatlicher Hilfen aus dem Entwicklungsministerium reduzieren zu müssen, berichtete der seit Juli amtierende Hauptgeschäftsführer Andreas Frick bei der Vorstellung des Jahresberichts. Der Grund: Der Etat des Entwicklungsministeriums, das auch Misereor mit Projektgeldern unterstützt, wird laut Haushaltsentwurf des Kabinetts für 2025 um rund eine Milliarde Euro auf 10,3 Milliarden Euro gekürzt. „So sind die Zusagen für Projektgelder für die kommenden Jahre, gegenüber 168 Millionen Euro im Vorjahr auf 150,5 Millionen Euro in 2023, ebenfalls um gut zehn Prozent gesunken“, betont Andreas Frick.
Globale Solidarität muss Vorrang haben
Die geplanten deutlichen Einsparungen im Etat für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe senden das Signal aus, dass nationale Interessen Vorrang vor globaler Solidarität haben sollen, ergänzt Misereor-Geschäftsführer Bernd Bornhorst. Wer Notlagen und Krisen nicht in ausreichendem Maße begegnen könne, riskiere aber einen weiteren Rückgang an globaler Stabilität. Der Politikwissenschaftler erinnerte daran, „dass es Kürzungen der Vereinten Nationen im Bereich der Flüchtlingsversorgung im globalen Süden waren, die die Flüchtlingskrise von 2015 einläuteten.“
Sollte die Bundesregierung die Entwicklungszusammenarbeit wie geplant kürzen, „würden die öffentlichen Gelder für die gesamte Entwicklungszusammenarbeit und damit der Topf, der allen staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen in diesem Bereich zur Verfügung steht, im Vergleich zum Jahr 2022 um 25 Prozent reduziert“. Misereor bedauere das nachdrücklich und hoffe, dass diese Entwicklung noch abgewendet werden kann.
Insgesamt standen Misereor im Jahr 2023 laut dem vorgestellten Bericht 238,8 Millionen Euro zur Verfügung, davon 158,4 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln. Damit unterstützte die Organisation über 3300 Projekte in 84 Ländern.
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