Über acht Millionen Menschen sind in Somalia auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zwar hat das ostafrikanische Land seit 2012 nach Jahrzehnten der Militärdiktatur und des Bürgerkriegs wieder eine Verfassung, nachhaltig befriedet ist es aber noch lange nicht. Weltweit gehört es zu den Ländern, die am meisten von internationaler Unterstützung und ausländischen Gebern abhängen, berichtet Dustin Barter, Autor der ODI-Studie über die Auswirkungen humanitärer Hilfe auf örtliche Peacebuilding-Maßnahmen in Somalia. Die Dominanz internationaler Geber behindere dabei zum Teil örtlich gewachsene Projekte. So könne die Art und Weise, wie internationale humanitäre Organisationen Hilfsgüter verteilten, zu Spannungen und Konflikten zwischen lokalen Gemeinschaften führen – vor allem dann, wenn diese in bestimmten Regionen konzentriert würden, ohne die lokale Dynamik und die Spannungen zwischen Clans zu berücksichtigen. Auch komme es vor, dass internationale Organisationen anstelle eines von örtlichen Ältesten vermittelten Friedensabkommens selbst eine Balance zwischen verfeindeten Gruppen aufbauen wollten und dabei die örtlichen Autoritäten ignorierten. Solcher Mangel an Absprachen führe letztlich zu unnötiger Doppelarbeit und Ressourcenverschwendung.
Keine Instrumentalisierung
Örtliche Friedensaktivisten fühlten sich zudem an den Rand gedrängt und entmachtet, was das Vertrauen in den gesamten Friedensprozess beeinträchtige. Ebenso destruktiv sei es, wenn lokale Friedenskräfte von internationalen Gebern instrumentalisiert würden, um vorgegebene, international definierte Ziele zu erreichen, anstatt lokale Prioritäten zu unterstützen. Das Vertrauen in lokale Organisationen und Friedensprozesse würde so untergraben.
Dass viele Projekte internationaler Geber kurzlebig und unzureichend finanziert seien, sei ebenfalls keine Hilfe: Ihre Partner seien so gezwungen, sich ständig und mit teils hohem bürokratischem Aufwand auf immer neue Ausschreibungen zu bewerben, anstatt langfristig planen zu können.
Die Empfehlungen, die der Autor internationalen Gebern zum Abschluss seines Berichts an die Hand gibt, halten diese konsequenterweise dazu an, sich stärker nach den Bedürfnissen vor Ort zu richten und Finanzzusagen längerfristig und zu flexibleren Bedingungen zu geben sowie örtliche (Hilfs)Organisationen, aber auch staatliche Strukturen stärker einzubinden. Schließlich gehe es bei alldem auch darum, Vertrauen zu den Menschen vor Ort aufzubauen – nicht zuletzt durch persönliche Treffen und regelmäßige Telefongespräche.
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