Angst vor Hexerei beim Fußball

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Was tut sich in ... Tansania?
Sechs Schüler in orangenen Fußballtrikots auf einem Platz in Tansania. Im Hintergrund Bäume und Zuschauer.
Ignace Weluka
Nach einem ausführlichen Gespräch fand das Match in Nkwilo doch noch statt. 
Was tut sich in ... Tansania?
Im Südwesten Tansanias wurde ein Fußballspiel unter Schülern abgesagt, weil die Eltern befürchteten, dass besonders gute Spieler von ihren Konkurrenten verhext würden. Dank vermittelnder Gespräche fand das Spiel vier Wochen später dann doch statt.

Im Südwesten Tansanias wurde ein Fußballspiel unter Schülern abgesagt, weil die Eltern befürchteten, dass besonders gute Spieler von ihren Konkurrenten verhext würden. Dank vermittelnder Gespräche fand das Spiel vier Wochen später dann doch statt. 

Eine Dorfversammlung war in Nkwilo im ländlichen Bezirk Sumbawanga im Distrikt Rukwa für Oktober 2023 angesetzt, und zum Abschluss sollten zwei Fußballteams der örtlichen Grundschule gegeneinander antreten. Die Versammlung fand statt, aber nicht das Spiel: Vor dem Anpfiff weigerten sich die Schüler zu spielen. Sie fürchteten, dass gute Spieler von den Eltern der Kinder, die nicht so gut spielten, verhext würden. 

„Ich hatte zwar immer mal wieder von Vorwürfen der Hexerei gehört“, erzählt Ignace Weluka. Der Programmbeauftragte der Rukwa Sustainable Development Organisation, einer örtlichen nichtstaatlichen Organisation, stammt aus der weiter entfernten Region Iringa. „Aber ich hätte nie gedacht, dass solche Anschuldigungen einmal in meinem Alltag auftauchen würden.“ 

Nur eine von 15 Schulen weigerte sich, am Spiel teilzunehmen

Ursprünglich hatte Welukas Organisation die Fußballspiele organisiert, um mehr Menschen zur Teilnahme an Dorfversammlungen zu bewegen. Fußball sei eigentlich ein beliebter Sport. „Von den 15 Dorfschulen, die an unserem Programm teilnahmen, weigerte sich nur die Nkwilo-Grundschule, an dem Spiel teilzunehmen“, sagt Weluka. 

Autor

Deodatus Mfugale

ist freier Journalist in Tansania.

Weluka glaubt, dass der Glaube an Hexerei mit der Abgeschiedenheit des Dorfes und dem geringen Kontakt zum modernen Leben zu tun hat. „Wegen der schlechten Straßen, vor allem während der Regenzeit, kommen kaum Menschen aus anderen Orten hierher. Es gibt weder eine Moschee noch eine Kirche, und so glauben viele Menschen hier weiter an Hexerei.“ Darüber zu sprechen, sei nicht üblich. „Aber fast jeder in der Gemeinschaft glaubt, dass es Hexerei gibt – und je weniger man darüber spricht, desto besser.“ 

Kein verhextes Kind, bei keinem Match 

Immerhin sorgte der Vorfall dafür, dass die Vorsitzenden der Dorfregierung mit einigen Lehrern, Beamten, Vertretern nichtstaatlicher Organisation und Stammesführern zusammenkamen und über die Sache sprachen. Dadurch ließen sich die Dorfbewohner und die Eltern letztlich überzeugen, dass Fußballspiele harmlos sind. Die anderen Schulen hatten ja gespielt und bei keinem Match war ein Kind verhext worden. Man sagte den Eltern auch, dass es nicht um Preise ging, sondern nur um Spaß und dass kein Grund bestand, aufeinander neidisch zu sein. So wurde das Spiel einen Monat später nachgeholt.

Die Region Rukwa ist bekannt für Berichte über Hexerei. Bewohner erzählen immer wieder von Vorfällen, die sie mit Hexerei in Verbindung bringen, etwa von Menschen, die bei wolkenlosem Himmel vom Blitz erschlagen wurden. Die reguläre Justiz befasst sich mit den Vorfällen normalerweise nicht, da letztlich niemand dafür belangt werden kann. Die Familien wappnen sich gegen unheimliche Erlebnisse in der Regel mit Hilfe von Heilkräutern, Schutzzaubern oder Rat gebenden Wahrsagern.  

Aus dem Englischen von Barbara Erbe. 

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erschienen in Ausgabe 3 / 2024: Wer hat, dem wird gegeben
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