Kein Feuer und weniger Chemie auf die Felder

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Arnoldo Arévalo, ein 50-jähriger Bauer in El Salvador mit Schnurrbart, schwarzer Schirmkappe und grauem T-Shirt, schaut zufrieden lächelnd auf einen durchsichtigen grünen Plastiksack mit Kaffeebohnen. Hinter ihm ein Mann mit roter Schirmkappe und eine dunkelhaarige Frau, die ebenfalls zufrieden auf die Kaffeeernte blicken.
Cecibel Romero
Arnoldo Arévalo (Mitte) ist mit seiner Kaffeeernte zufrieden. 
Was tut sich ... in El Salvador?
Arnoldo Arévalo ist fünfzig Jahre alt und arbeitet seit 43 Jahren auf dem Feld. Seit kurzem setzt er neue, umweltschonendere Methoden ein. Mit Erfolg.

Als Kind begleitete Arnoldo Arévalo seinen Vater auf die Milpa, das traditionelle Stück Land der Bauern in Mittelamerika. Dort werden Mais und Bohnen angebaut, die Grundnahrungsmittel der armen Leute. Von fünf Uhr morgens an arbeitete Arnoldo zusammen mit seinem Vater, sechs Stunden lang. Danach besuchte er in der Schule den Nachmittagskurs. Nach vier Jahren konnte sich die Familie Hefte und Schuluniform nicht mehr leisten, und er blieb zu Hause.

„Mein Vater hat mir gezeigt, wie man die Milpa säubert“, erzählt Arévalo. „Man schnitt mit einer Sichel alles Unkraut ab; damals gab es noch kaum Herbizide.“ Dann wurde das Grünzeug auf dem Feld verbrannt. Seine Familie wohnte damals in dem Weiler El Quebradón ganz im Norden von El Salvador.  „Immer im April sah man in den Hügeln die Feuer“, erinnert er sich. „Im Mai begann dann die Regenzeit und man brachte die neue Saat aus.“ Die Flammen sollten Tiere von der Milpa vertreiben; Schlangen und vor allem Ratten, die besonders gerne die jungen Maistriebe fressen. 

Dass man mit dieser uralten Methode der Vorbereitung des Bodens für die Aussaat mehr Schaden anrichtet als Nutzen, das wusste Arnoldo Arévalo damals noch nicht. Heute weiß er, dass das Feuer wichtige Mikroben im Boden tötet, dass verbrannte Erde weniger Wasser speichert und deshalb weniger Nährstoffe wie Phosphor, Kalzium und Magnesium aufnehmen kann. All das hat er erst vor ein paar Jahren gelernt.

Halb so viel Dünger, doppelt so viel Mais

Autorin

Cecibel Romero

ist freie Journalistin in San Salvador.

2020 kamen Landwirtschaftsberater der Hilfsorganisation Catholic Relief Services in den Weiler El Higueral, in den Arnoldo Arévalo inzwischen übergesiedelt war und wo er neben Grundnahrungsmitteln auch ein bisschen Kaffee anbaut. In dieses Dorf, gut hundert Kilometer nördlich der Hauptstadt San Salvador gelegen, gelangt man nur mit einem guten Geländewagen – oder auf dem Pferd. Eben dort begann die Hilfsorganisation ein Experiment. Sie suchte Freiwillige, die auf einem kleinen Stück Land, gerade eine Manzana (0,7 Hektar) groß, ihren Mais und ihre Bohnen nach zwei verschiedenen Methoden anbauen: Auf der einen Hälfte sollten sie so, wie sie es gewohnt waren, im April das Feld abbrennen und Kunstdünger und Pestizide verwenden. Von der anderen Hälfte wurden zunächst Bodenproben in einem Labor untersucht. Man stellte fest, dass die Erde viel zu sauer war, weshalb der Kunstdünger nur mäßig wirkte. Sie wurde zunächst mit Kalk neutralisiert, dann bekamen die Bauern für diese Versuchsfläche nur die Hälfte von dem Dünger, den sie üblicherweise verwendeten.

Arévalo war skeptisch. Und er konnte es kaum glauben, als er vier Monate später auf diesem Stück Land doppelt so viel Mais erntete wie auf dem traditionell bewirtschafteten Vergleichsstück, obwohl dort doppelt so viel Kunstdünger verwendet worden war. Auch die Bohnenernte fiel deutlich besser aus. Heute ist er einer der Promotoren des Programms und versucht, andere Bauern von der neuen Methode zu überzeugen. Auch sie sind so skeptisch, wie er es war. Sein bestes Argument ist seine Ernte.

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erschienen in Ausgabe 2 / 2024: Von Fahrrad bis Containerschiff
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