Nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen UNICEF sind derzeit im Ostkongo mehr als sechs Millionen Menschen auf der Flucht vor Gewalt. Allein im Oktober haben laut dem International Rescue Committee [KB2] rund 200.000 Menschen in der Provinz Nord-Kivu ihre Häuser verlassen müssen, weil die Rebellen der M23 erneut auf die Provinzhauptstadt Goma vorrücken. Die kongolesische Regierung wirft Ruanda vor, dahinterzustecken.
Der Konflikt im Osten der DR Kongo gilt mit sechs Millionen Toten als der blutigste Konflikt weltweit seit dem Zweiten Weltkrieg. Seit Jahrzehnten kämpfen zahlreiche bewaffnete Gruppen vor allem um Grund und Boden und um die Kontrolle über wertvolle Rohstoffe. Einige Nachbarländer sollen sie dabei heimlich unterstützen. Beobachter fürchten, dass aus dem Konflikt ein regionaler Krieg werden könnte.
„Es muss alles getan werden, um das Leiden der Menschen im Osten der DR Kongo zu beenden“, forderten die Mitglieder der Vereinigung der Bischofskonferenzen Zentralafrikas (ACEAC) am Rande der Weltsynode in Rom Ende Oktober. In einem „brüderlichen Appell“ ermutigten sie die Politiker der Region, „Brücken des Friedens“ zwischen Burundi, DR Kongo und Ruanda zu bauen und alles zu tun, damit die Menschen geschwisterlich zusammenleben können. Die Bischöfe seien sich bewusst, dass Frieden nur gemeinsam und unter Beteiligung aller Akteure und Gesellschaftsschichten geschaffen werden könne. Gleichzeitig dankten sie allen, die sich „unermüdlich und manchmal unter Einsatz ihres Lebens dafür einsetzen, unseren Völkern die Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden zurückzugeben“.
Appelle vor allem an junge Leute
Die Bischöfe forderten zudem all diejenigen auf, die weltweit, in der Region der Großen Seen oder in der DR Kongo von dem Konflikt profitieren, „den Aufruf der Kirche zur universellen Solidarität zu beherzigen und sich von der Suche nach einer ganzheitlichen menschlichen Entwicklung leiten zu lassen“. Die Bischöfe sagten indes nicht, wer ihrer Ansicht nach von dem Konflikt profitiert. Insbesondere die Jugendlichen der drei Staaten Burundi, DR Kongo und Ruanda warnten die Bischöfe davor, nicht der Manipulation, der Aufstachelung zum Hass und der Spaltung nachzugeben.
Dass sich die Bischöfe der drei Länder gemeinsam an die Öffentlichkeit wenden, ist auch auf dem Hintergrund der anstehenden Wahlen in der DR Kongo zu sehen. Am 20. Dezember werden rund 50 Millionen Wahlberechtigte an die Urnen gerufen, um sowohl den Präsidenten des Landes, die Mitglieder des Parlaments, der Provinzversammlungen sowie die Gemeinderäte zu wählen. Bereits im Frühsommer hatten die kongolesischen Bischöfe die Wählerinnen und Wähler aufgerufen, einen wachen Blick auf die Kandidaten zu haben, die bei den Wahlen antreten. Sie sollten niemanden wählen, der bereits wegen Vetternwirtschaft oder Bestechung aufgefallen sei – und auch keine Opportunisten, die aus persönlichen Interessen die Seiten wechseln.
Zuletzt fanden 2018 in der DR Kongo Wahlen statt, damals mit einer zweijährigen Verspätung. Felix Tshisekedi ging als Wahlsieger hervor; allerdings gilt die Wahl allgemein als manipuliert. Tshisekedi gehört zu denjenigen, die derzeit auf eine militärische Auseinandersetzung setzen. Anfang November hat die kongolesische Armee eine Militäroperation gegen die M23 gestartet. Ein Sieg würde seine Chancen auf eine Wiederwahl im Dezember erhöhen.
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