Katholische Bischöfe rufen zu Demonstrationen auf

REUTERS/Justin Makangara
Gläubige der katholischen und evangelischen Kirche haben Anfang Dezember gemeinsam gegen die eskalierende Gewalt im Osten der DR Kongo protestiert.
DR Kongo
Nach Gottesdiensten am zweiten Advent sind in der Demokratischen Republik Kongo Tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Gewalt im Osten des Landes zu protestieren. Auch der Abzug der UN-Truppen wurde gefordert. 

Anlass für den Aufruf der Bischöfe und für die Demonstrationen waren insbesondere die Angriffe der von Ruanda unterstützten M23-Miliz im Osten des Kongo. Nach den Worten des Erzbischofs von Kinshasa, Kardinal Fridolin Ambongo, hätten die landesweiten Demonstrationen „keine politische Bedeutung“. Man wolle vielmehr der Welt zeigen, „dass wir ein einziges Volk sind, vereint für die nationale Sache, vereint für die Souveränität unseres Landes und für die Würde unseres Volkes. Wir wollen nicht, dass das Land balkanisiert wird“, sagte der Kardinal. Allerdings verstanden viele der Demonstrationsteilnehmerinnen und -teilnehmer die Protestzüge nach den Messgottesdiensten am zweiten Advent durchaus politisch: Neben Rosenkränzen und Kruzifixen brachten sie auch Spruchbänder mit politischen Forderungen mit. 

Am Vorabend hatte Ambongo in einer Videobotschaft auf Twitter die Menschen zum Mitmarschieren aufgerufen und zudem schwere Vorwürfe gegenüber dem Westen erhoben. Man habe den Eindruck, die gesamte internationale Gemeinschaft, vertreten durch die UN-Friedenstruppen zur Stabilisierung der DR Kongo (MONUSCO), sei machtlos gegenüber der M23-Miliz. „Jeder weiß, was vor sich geht. Aber alle tun so, als würden sie es nicht sehen“, sagte der Kardinal. 

Die MONUSCO-Mission habe ihre Machtlosigkeit gegenüber der M23 selbst zugegeben und bestehe zudem größtenteils aus Soldaten, die aus Ländern stammten, in denen es keine Demokratie gebe. „Wie sollen diese Soldaten dem Kongo Demokratie bringen?“, fragte Ambongo. Demonstrationsteilnehmer in Kinshasa forderten, die MONUSCO-Truppen abzuziehen und die kongolesischen Sicherheitskräfte, darunter das Militär, neu zu strukturieren. Sie kritisierten die internationale Gemeinschaft für „ihre heuchlerische und selbstgefällige Haltung“, die an Komplizenschaft mit den von Ruanda unterstützten Milizen grenze.

Seit mehr als 25 Jahren herrschen im Ostkongo Gewaltkonflikte, unter denen insbesondere die Zivilbevölkerung leidet. Es geht vor allem um den Zugang zu den in der Region vorkommenden Rohstoffen wie Kobalt, Coltan und Zink. In einem Interview mit Radio Vatikan Anfang Dezember bestritt der kongolesische Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege, dass ethnische Gründe eine Rolle in dem Konflikt spielen. In sein Krankenhaus in Bukavu, in dem der Gynäkologe insbesondere Frauen behandelt, die Opfer brutaler Übergriffe geworden sind, kämen Menschen aller Ethnien. Sie würden alles miteinander teilen, „selbst Bett und Essen“. Es seien vielmehr wirtschaftliche Interessen, die den Krieg befeuerten. 

Es brauche keine Programme zur Versöhnung zwischen Kongolesen, vielmehr müsse der Angriff auf die Souveränität und Integrität der Demokratischen Republik Kongo durch die M23-Rebellen ein Ende haben. „Wir erwarten, dass die internationale Gemeinschaft sich für das Völkerrecht einsetzt und dafür sorgt, dass keine Waffen mehr an die Rebellen geliefert werden“, sagte Mukwege. Die M23 verfügten heute über wirksamere Waffen als die MONUSCO. „Von irgendjemandem müssen sie die ja bekommen haben.“

Mukwege forderte zudem Sanktionen der Europäischen Union gegen Ruanda. „Es ist ein Skandal zu sehen, dass ein Land, welches unseres angreift, von der EU unterstützt wird.“ Die humanitäre Krise im Ostkongo suche ihresgleichen. Sechs Millionen Menschen seien auf der Flucht, hätten nichts zu essen. „Wir haben den Eindruck, dass die internationale Gemeinschaft Ruanda einfach machen lässt. Das ist der gleiche Fehler, den sie damals in Ruanda beim Genozid an den Tutsi gemacht haben. Heute massakrieren Ruander Kongolesen“, sagte Mukwege. 

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