Nach einem Bürgerkrieg müssen demobilisierte Kämpfer wieder in die Gesellschaft finden, wenn Frieden von Dauer sein soll. Kolumbien hat nach dem Friedensabkommen zwischen der Regierung und der größten Guerilla FARC einen besonderen Weg der Reintegration gewählt, schildert eine neue Studie des PRIF: Gruppen früherer Kämpfer und Kämpferinnen wurden in speziellen ländlichen Zonen angesiedelt und dabei unterstützt, sich ein ziviles Leben aufzubauen.
Die Forscherinnen und Forscher des PRIF wollten wissen, ob dabei Vertrauen zwischen früheren Guerilleros und der umliegenden Bevölkerung entstanden ist oder zumindest das Misstrauen verringert wurde. Umfragen in sieben Dörfern zeigen, dass dies umso mehr der Fall ist, je stärker beide Gruppen miteinander in Kontakt gekommen sind. Besonders geholfen hätten gemeinsam genutzte öffentliche Einrichtungen oder Dienste – etwa ein Gesundheitsposten – sowie Kultur- und Sportveranstaltungen, die allen offen standen oder gemeinsam verwaltet wurden. Auch Projekte, die für beide Gruppen Einkommen schaffen, hätten Misstrauen abgebaut.
Überraschend ist das nicht: Es entspricht etwa der alten Erkenntnis, dass Ausländerfeindlichkeit stärker unter Menschen verbreitet ist, die keinen Kontakt zu Ausländern haben. Drei Schlüsse sind aber interessant. Erstens müsse der kolumbianische Staat verhindern, dass gewalttätige Gruppen wie Drogenbanden die Gemeinden bedrohten und so die Erfolge gefährdeten. Zweitens seien Projekte, die Kontakte an der Basis fördern, ein wichtiger Beitrag zu Friedensprozessen; das bestätigt den Ansatz des deutschen Zivilen Friedensdienstes. Und drittens kämen in Kolumbien hauptsächlich Landbewohner mit Demobilisierten in Kontakt – kaum Städter, die diese entlegenen Zonen nicht leicht erreichen könnten. Der Staat und Entwicklungsprojekte sollten künftig gezielt Städte einbeziehen.
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