Glauben und gemeinsam Gutes tun

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Initiativen wie die Partnerschaft für Religion und Entwicklung sollten stärker gefördert werden, um nicht den religiösen Scharfmachern das Feld zu überlassen, meint Tillmann Elliesen.

Tillmann Elliesen ist Redakteur bei "welt-sichten".

Spiritualität und Glauben lassen sich leicht missbrauchen, um Hass und Gewalt zu säen oder bestehende Konflikte zusätzlich anzuheizen. Das zeigt die Gewalteskalation in Nahost nach dem Massaker der islamistischen Hamas am 7. Oktober. In den ersten Jahrzehnten des 75-jährigen Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern ging es um weltliche Fragen wie denen nach Land und Nation. Inzwischen verbrämen Hardliner auf beiden Seiten ihre unnachgiebige Haltung mehr und mehr mit religiösen Motiven. Je stärker sie das tun, desto schwieriger wird es, die Spaltung zu überwinden und eine Lösung zu finden. Und das gilt nicht nur im Nahen Osten, sondern überall, wo sich Konfliktparteien auf die Religion berufen, um ihre Ansprüche absolut zu setzen.

Es geht auch anders. Seit sieben Jahren arbeiten glaubensbasierte Organisationen aus aller Welt sowie einige Regierungen in der Partnerschaft für Religion und nachhaltige Entwicklung – kurz PaRD – zusammen. Mehr als 160 Mitglieder aus acht Glaubensgemeinschaften hat das Netzwerk mittlerweile. Sie nutzen die Kraft des Glaubens, um gemeinsam über Religionsgrenzen hinweg für eine nachhaltige Entwicklung, für Frieden und Gerechtigkeit zu arbeiten. Auf dem PaRD-Jahresforum Mitte Oktober in Berlin ging es um etliche Fragen, die maßgeblich sind dafür, ob ein gutes Leben für alle Menschen auf diesem Planeten möglich ist: Umwelt- und Klimaschutz, Frieden und Sicherheit, Wohlstand und Gerechtigkeit, Gesundheit und Bildung.

Geschaffen wurde das Netzwerk 2016 auf Initiative Deutschlands, das die Arbeit des PaRD-Sekretariats in den vergangenen Jahren am stärksten von allen Mitgliedern, zu denen unter anderem auch die Regierungen der USA und Dänemarks gehören, gefördert hat. Die Partnerschaft sei wichtig, hat der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe, auf dem Jahresforum in Berlin gesagt. Sie zeige, dass Religionen kooperieren können. 

Genau das wird in Krisenzeiten wie diesen gebraucht: Religionen und Religionsvertreter, die sich zusammensetzen und Probleme anpacken, statt sich an die Gurgel zu gehen. Doch seit in Berlin die Ampel regiert, erlahmt das Interesse, sich mit der Rolle des Glaubens in der Entwicklungs- und Außenpolitik zu befassen. Das PaRD-Sekretariat muss seit diesem Jahr mit deutlich weniger Geld auskommen als vorher. 

Das ist das falsche Signal. Wer Initiativen wie die Partnerschaft für Religion und nachhaltige Entwicklung vernachlässigt, überlässt den religiösen Scharfmachern das Feld. Die Arbeit von PaRD ist kein Luxus, den man sich nur in guten Zeiten gönnt. Sie ist eine Notwendigkeit, und wer in sie investiert, sollte sich stolz damit schmücken. Die Regierung von Indonesien hat das offenbar verstanden: Sie wurde auf dem Jahresforum in Berlin als neues Mitglied begrüßt.

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