„Ziel ist ein nachhaltiges Weidemanagement“

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Hirtennomaden in Ulaanbaatar
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Eine Hirtin beim Melken eines Yak in der westlichen Mongolei. In ihrer nun auslaufenden bilateralen Zusammenarbeit mit der Mongolei hat die Schweiz mongolische Viehhirten unterstützt, die Weidewirtschaft umweltschonender zu gestalten.
Schweiz
Die Schweiz beendet in diesem Jahr die bilaterale Zusammenarbeit mit der Mongolei. Stefanie Burri, Chefin Internationale Zusammenarbeit der Schweiz mit der Mongolei und Konsulin in der Hauptstadt Ulaanbaatar, spricht über die Erfolge und wie es nun weitergeht.

Stefanie Burri ist Chefin Internationale Zusammenarbeit der Schweiz mit der Mongolei und Konsulin in der Hauptstadt Ulaanbaatar.

Frau Burri, die Schweiz ist seit zwanzig Jahren in der Mongolei engagiert. Wie sahen die Anfänge dieser Zusammenarbeit aus?
Am Anfang stand ein humanitärer Einsatz: Zwischen 1999 und 2002 erlebte die Mongolei drei Zsuds in Folge, das sind extreme Kältewellen die typisch für das Land sind und dazu führen, dass  Tiere verenden und die Hirtenfamilien ihre Existenzgrundlage verlieren. Schließlich gehört die nomadische Viehwirtschaft zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen des Landes. Die Schweiz leistete damals Nothilfe, ist aber nach der Katastrophe im Land geblieben und half den Bauernfamilien, neue Tiere zu kaufen und Nahrung zu beschaffen. Daraus ist ein Entwicklungsprogramm hervorgegangen.

Welche Schwerpunkte haben sich daraus entwickelt? 
Viel wurde im Bereich Landwirtschaft gemacht, um die Ernährungssicherheit zu stärken. Aber auch die Förderung von Demokratie und Bildung und zunehmend Unterstützung zur Anpassung an den Klimawandel waren zentrale Themen.

Ist das Land jetzt an einem Punkt, an dem die Schweiz mit gutem Gewissen ihr Engagement beenden kann?
Der Rückzug aus der Mongolei ist ein politischer Entscheid. Die laufende Strategie der internationalen Zusammenarbeit legt mehr Gewicht auf fragile Länder und beendet mit insgesamt elf Staaten die bilaterale Zusammenarbeit bis Ende 2024. Darunter ist auch die Mongolei. Natürlich könnten wir das Engagement hier fortführen, mehr geht immer. Besonders mit dem Klimawandel kommen große Herausforderungen auf das Land zu, etwa Sandstürme oder die Versteppung. Aber viele Erfolge unserer Zusammenarbeit bleiben der Mongolei auch nach dem Rückzug der Schweiz erhalten.

Können Sie Beispiele nennen?
Lange Zeit hat die Mongolei Gemüse hauptsächlich aus China importiert. Die Schweiz hat in Zusammenarbeit mit dem staatlichen Forschungsinstitut wieder hochwertiges Saatgut für Kartoffeln eingeführt, das an die klimatischen Bedingungen des Landes angepasst ist. Weil das Projekt so erfolgreich war, kamen andere Gemüsesorten hinzu, darunter Karotten und Kohl. Heute wird der gesamte Bedarf an Kartoffeln lokal produziert, das hat sich besonders während der Covid-Pandemie bewährt. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Grünes Gold“.

Was hat es damit auf sich? 
Ziel war ein nachhaltiges Weidemanagement, um die Übernutzung durch zu große Viehherden einzudämmen. Dabei wurde genau definiert, welche Zonen zum Weiden freigegeben werden und welche geschont werden müssen. Heute beteiligen sich 92.000 Nomadenfamilien an diesem nachhaltigen Management, das inzwischen die Hälfte des Weidelandes umfasst. Auch die digitale Rückverfolgbarkeit von tierischen Produkten wie Fleisch, Leder oder Wolle und die Eigenmarke „Responsible Nomads“ sind aus diesem Projekt hervorgegangen.

Was macht für Sie den Erfolg eines Projekts aus?
Für den Abschluss der bilateralen Zusammenarbeit ist es wichtig, dass auf allen Ebenen gearbeitet wird, auch auf der Gesetzesebene. Dafür müssen alle beteiligten mit einbezogen werden. Zum Beispiel hat die mongolische Regierung mit Unterstützung der Schweiz landesweit eine Kopfsteuer pro Tier eingeführt. Diese wird von den lokalen Regierungen erhoben und die Steuereinnahmen fließen wiederum in die Verbesserung des Viehsektors oder des Umweltschutzes. Auch die Bauernfamilien können Vorschläge machen, wofür die bezahlten Steuern eingesetzt werden sollen.

Sie sind für die Durchführung des Ausstiegs aus der Mongolei verantwortlich. Wie gestaltet sich das?
Alles muss neu organisiert werden. Das Personal wird stetig reduziert; die meisten unserer Mitarbeitenden, vor allem Mongolen fanden wieder eine Stelle, zum Beispiel in einer anderen internationalen Organisation. Wir sind zudem im Austausch mit Partnern, die bestimmte Projekte übernehmen können, beispielsweise mit der Weltbank oder der Asiatischen Entwicklungsbank. Dass das Wissen langfristig im Land bleibt, ist bei einem Ausstieg zentral. Eine Etappe geht zu Ende, aber es werden sich auch neue Türen öffnen.

Welche sind das?
Derzeit plant beispielsweise das Museum Rietberg in Zürich mit dem mongolischen Kulturministerium eine Ausstellung für 2025 über die Urbanisierung der Mongolei im Mittelalter. Auch gibt es Partnerschaften mit Universitäten oder dem Staatssekretariat für Wirtschaft. Schließlich wird die Schweiz im Falle von humanitären Krisen auch in Zukunft Nothilfe leisten.

Das Gespräch führte Samanta Siegfried.

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