Sieben Forscherinnen und Forscher, darunter drei vom MCC Berlin, haben in einer Studie untersucht, wie viel das Ernährungssystem (Food System) zum Treibhauseffekt beiträgt und wie sich das verändert. Das System umfasst nicht nur die Produktion, also Ackerbau und Viehzucht, sondern auch die vorgelagerte Gewinnung von Nutzland – vor allem durch Entwaldung – und die nachgelagerte Verarbeitung und Verteilung der Produkte; Emissionen werden dafür jeweils getrennt aufgezeigt. Erfasst sind alle Treibhausgase, der Untersuchungszeitraum ist 1990 bis 2018.
Viele Ergebnisse sind aufschlussreich. Danach sind die vom Ernährungssystem bedingten Emissionen von 1990 bis 2018 gestiegen, aber langsamer als die Emissionen aller Wirtschaftssektoren zusammen. Der ernährungsbedingte Anteil an allen Treibhausgasen ist also gesunken von etwa 40 Prozent auf etwa 31 Prozent. Der wichtigste Grund ist, dass die Entwaldung in Lateinamerika, speziell Brasilien, bis 2018 stark abgenommen hat, wobei die Daten dafür laut der Studie sehr unsicher sind.
Gewinnung von neuem Nutzland verursachte danach 2018 etwa ein Viertel der Emissionen des Ernährungssystems, Tendenz sinkend. Die landwirtschaftliche Produktion emittierte gut zwei Fünftel, Verarbeitung und Verteilung etwa ein Drittel. Für beide steigen die Emissionen, besonders stark für nachgelagerte Sektoren: Wirtschaftliche Entwicklung und Verstädterung lassen laut dem Papier den Aufwand für die Verarbeitung, den Transport und die Kühlung von Nahrung wachsen.
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Interessant ist auch die Zusammensetzung der nahrungsbedingten Treibhausgase: Der Anteil von CO2 ist – immer laut der Studie – leicht gesunken auf 46 Prozent (die Hälfte davon aus Landrodung); gestiegen sind der von Methan aus der Viehhaltung und der von Lachgas aus Düngung und Nassreisanbau. Dramatische Steigerungsraten finden die Fachleute bei Fluorgasen für Kühlen und Gefrieren, nicht zuletzt in Entwicklungsländern; auch wenn diese Gase 2018 erst 3 Prozent der Emissionen des Food Systems ausmachten, sehen sie das als wachsendes Problem.
Das Papier untersucht auch die Verteilung der ernährungsbedingten Emissionen auf die Weltregionen, allerdings unter Vernachlässigung des Agrarhandels, was Nahrungsimporteure besser aussehen lässt. Und es vergleicht diese Emissionen pro Kopf. Dies ergibt die höchsten Werte für Lateinamerika wegen der Rinderzucht und die niedrigsten für Asien, wo relativ wenig Vieh gehalten wird und der Anteil von Hühnern und Schweinen größer ist. Es folgt eine statistische Untersuchung von Politikansätzen weltweit, die weniger überzeugt, aber immerhin zeigt: Praktisch nirgends versuchen Staaten, gezielt die Emissionen problematischer Bereiche wie Rinderzucht und Nassreisanbau oder der Nahrungsverarbeitung und verteilung zu verringern.
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