Nach gescheiterten Verhandlungen zwischen der nicaraguanischen Regierung und dem Vatikan bleibt Bischof Rolando Álvarez im Gefängnis. Präsident Daniel Ortega hatte verlangt, dass der regierungskritische Kirchenmann nach einer Freilassung nach Rom ins Exil geht, was Álvarez erneut abgelehnt hat. Der Bischof war im Februar wegen der „Untergrabung der nationalen Integrität“ zu 26 Jahren Haft verurteilt worden. Damals schon hatte das Regime ihm angeboten, zusammen mit 222 anderen freigelassenen Oppositionellen in die Vereinigten Staaten auszureisen.
Zu den Verhandlungen zwischen Ortega und dem Heiligen Stuhl war es gekommen, nachdem der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte Ende Juni von Nicaragua gefordert hatte, Bischof Álvarez, „unverzüglich freizulassen“. Der Gerichtshof hatte Nicaragua eine Frist bis zum 7. Juli gesetzt.
Der Fall Álvarez ist einer der Spannungspunkte zwischen der zunehmend diktatorischen Regierung von Daniel Ortega und der katholischen Kirche. Bei den landesweiten Unruhen 2018, die Hunderte Tote gefordert hatten, hatte die Kirche immer wieder demokratische Reformen gefordert und die Wahrung der Menschenrechte angemahnt. Das Regime erklärte daraufhin Bischöfe und Geistliche zu Volksfeinden, die auf der Seite der „Putschisten“ stünden.
Nach einer jüngst von einem Marktforschungsunternehmen aus Costa Rica (CID Gallup) durchgeführten Umfrage ist das Vertrauen der Bevölkerung in die katholische Kirche nach wie vor sehr hoch. Demnach halten 48 Prozent der Befragten die katholische Kirche für die glaubwürdigste Institution, während Ortegas Regierung nur auf 26 Prozent kommt.
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