Wachsende Möglichkeiten, aus der Ferne digital Daten zu bearbeiten, Berechnungen anzustellen oder an Besprechungen teilzunehmen, haben manch einen zu der Hoffnung veranlasst, der Trend zur Fernarbeit werde weltweit Ballungsräume entlasten und in ländlichen Regionen die Wirtschaft beleben. Doch digitales Arbeiten aus der Ferne trägt keineswegs dazu bei, qualitativ hochwertige Arbeitsplätze gleichmäßiger über das Land zu verteilen, finden die Autoren der Studie „The global polarisation of remote work“. Für die Untersuchung haben sie haben Daten einer führenden globalen Online-Plattform zur Arbeitsvermittlung sowie kleinerer regionaler Plattformen und der US-Behörde für Arbeitsstatistik aus den Jahren 2013 bis 2020 ausgewertet.
Technisch sei es heute zwar kein Problem mehr, von einer abgeschiedenen Region aus zu arbeiten. Die allermeisten Online-Arbeitgeber befänden sich aber in städtischen Zentren von Ländern mit hohem Einkommen wie Nordamerika, Westeuropa und Australien. Die Mehrheit der Online-Arbeitenden hingegen komme aus Regionen mittleren Einkommens wie Osteuropa, Südasien oder den Philippinen – und auch sie lebten hauptsächlich in Städten, nicht auf dem Land. In vielen Ländern mit niedrigen Einkommen gebe es kaum Möglichkeiten der Telearbeit.
Denn nach Einschätzung der Autoren sind die Voraussetzungen für qualifizierte Telearbeit in Stadt und Land immer noch sehr ungleich. Vor allem im globalen Süden verfügten die wenigsten Landgebiete über eine stabile Internet-Infrastruktur und gut ausgebildete Arbeitskräfte; auch die Bildungschancen sind dort schlechter. Entsprechend fordern sie, die digitale Infrastruktur im ländlichen Raum auszubauen und örtliche Arbeitskräfte durch Schulungen in die Lage zu versetzen, die Möglichkeiten des digitalen Arbeitens auch zu nutzen. Dann könne Telearbeit tatsächlich ländliche Regionen wirtschaftlich voranbringen.
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