Mehr Schaden als Nutzen

Landwirtschaft
Eine Studie von INKOTA zeigt, dass die wachsende Rolle von Kunstdünger in der Landwirtschaft weltweit zu neuen Umwelt- und Wirtschaftsproblemen führt, anstatt die Ernährungskrise zu lindern.

Steigende Lebensmittelpreise setzen im Augenblick weltweit Menschen mit niedrigen Einkommen unter Druck, vor allem im globalen Süden. Dass das eine unmittelbare Folge der Covid-19-Pandemie und des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ist, bestreitet niemand. Dass darüber hinaus eine wachsende Abhängigkeit der Landwirtschaft von synthetischen Düngemitteln für die Ernährungskrise mitverantwortlich ist, dokumentiert die Studie „Goldkugel oder Krisenverstärker? Neue Abhängigkeiten von synthetischen Düngemitteln und ihre Folgen für den afrikanischen Kontinent“ der entwicklungspolitischen Organisation INKOTA.

Die Autorin Lena Bassermann betont zunächst, dass die Produktion von Kunstdünger sehr energieintensiv und deshalb extrem abhängig von fossilen Brennstoffen wie Erdgas, Öl und Kohle ist. Das mache sie alles andere als krisen- oder gar klimasicher. Mit den 2000er Jahren habe obendrein in der Branche eine Privatisierungswelle eingesetzt. Die hatte zur Folge, dass Düngemittel heute weltweit nur von einigen wenigen Großkonzernen hergestellt würden, die inzwischen eine allzu mächtige Position im globalen Ernährungssystem innehätten. Dies zeige sich unter anderem daran, dass ihre Gewinne momentan im Vergleich zum Vorjahreszeitraum teilweise um ein Vielfaches gestiegen seien und sie deshalb „zu den großen Kriegsgewinnlern“ gehörten. Weil weite Teile der Landwirtschaft inzwischen von von synthetischen Düngemitteln abhängig seien, ließen deren höhere Preise auch die Kosten für Nahrungsmittel unmittelbar und heftig ansteigen.

Wegweisend: Gesunde Böden

Langfristig sieht Bassermann deshalb nur einen Weg zu einer nachhaltigen Lebensmittelversorgung weltweit: den Erhalt und die Verbesserung der Bodenqualität. Denn gesunde Böden, die unter angepassten und nachhaltigen Anbaumethoden, ohne oder mit nur sehr wenigen synthetischen Düngemitteln bewirtschaftet werden, betrifft die Knappheit an Kunstdünger nicht. Böden dagegen, die durch die jahrelange Düngung versauert sind und von einer konstanten Nährstoffzufuhr abhängig gemacht wurden, drohen jedoch schnell zu degradieren, sobald keine weiteren Düngemittel hinzugeführt werden.

Entsprechend schließt die Studie mit einem Appell an die Bundesregierung, eine Übergewinnsteuer für Düngemittelkonzerne und Preisobergrenzen für Düngemittel einzuführen sowie ganzheitliche, agrarökologische Systeme weltweit zu stärken.

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