Bewegungsfreiheit zwischen den Mitgliedstaaten war von Beginn an ein Ziel der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS. Der 1975 gegründeten Organisation gehören heute 15 Staaten in Westafrika an. Seit 1979 hat sie in einer Reihe Protokollen vereinbart, dass alle Mitgliedstaaten Bürgerinnen und Bürgern der anderen Mitgliedsländer freie Einreise und das Niederlassungsrecht gewähren sollen.
Das entspricht der langen Geschichte von verbreiteter Migration in Westafrika, erklärt eine neue Studie. Aber die Staaten setzten diese Protokolle nicht um – zum Teil wegen Schwächen der Verwaltung, etwa bei der Ausgabe von Personalausweisen. Aber zum Teil verfolgten sie, vor allem in Wirtschaftskrisen, auch eine restriktive Zuwanderungspolitik, die den Vereinbarungen in ECOWAS widerspricht. Zudem, so die Studie, drängt die Europäische Union die westafrikanischen Staaten, Grenzübertritte und Migration stärker zu kontrollieren, um Menschen von Europa fernzuhalten. Hilfe aus Brüssel, etwa zum Kampf gegen Schleuser, führe zu Einschränkungen der Bewegungsfreiheit in und zwischen den Ländern.
Gleichzeitig aber, so die Studie, sind für die Menschen der Region, etwa für auf mehrere Staaten verteilte Gemeinschaften und für Hirtennomaden, informelle Grenzübertritte weiter normal. Sie sehen laut der Studie Staatsgrenzen als künstlich an und finden Wege, Beschränkungen zu umgehen – was die Korruption erhöhe. Das Papier empfiehlt, die Staaten der ECOWAS sollten pragmatisch diese informelle Migration erleichtern, etwa indem grenznahe Gemeinschaften von Ausweispflichten an der Grenze ausgenommen werden. Das würde gleichsam die offiziellen Regeln für Migration an informell praktizierten annähern.
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