Ein Unternehmen für ein Medizinprojekt in Malaysia ausgezeichnet

Ralf Leonhard
Unter den Trägerinnen und Trägern des Trigos Awards für verantwortliches Wirtschaften ist auch Georg Votava (zweiter von rechts), der die internationalen Geschäfte von Lohmann & Rauscher leitet.
Österreich
Wunden richtig und schnell zu behandeln, kann Leben retten. Die Firma Lohmann & Rauscher in Wien hat das zu einem Geschäft gemacht und ist dafür jetzt ausgezeichnet worden.

Der pharmazeutische Betrieb für Medizinprodukte hat Ende Juni für sein Projekt „Empowerment und Training für Wundmanagement in Malaysia“ den Trigos Award in der Kategorie Internationales Engagement erhalten. Der Preis ist die renommierteste österreichische Auszeichnung für verantwortliches Wirtschaften und wird jedes Jahr in sechs Kategorien vergeben. Gestiftet wurde er von sechs Trägerorganisationen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft: den Interessenvertretungen Industriellenvereinigung, der Wirtschaftskammer Österreich, dem Austrian Business Council for Sustainable Development respAct sowie dem Roten Kreuz, der Caritas und dem Umwelt-Dachverband.

Projekte mit Vorbildfunktion

Ausgezeichnet werden Unternehmen, so die Selbstbeschreibung auf der Homepage, „die eine Führungsrolle und besondere Vorbildwirkung für verantwortliches Wirtschaften und Nachhaltigkeit übernehmen und die zur Zukunftsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft, Gesellschaft sowie Umwelt beitragen“. In den ersten Jahren seien „viele der eingereichten Projekte stark philanthropisch angehaucht“ gewesen, also nicht nach entwicklungspolitischen Kriterien ausgerichtet, sagt Barbara Coudenhove, die Verantwortliche für Unternehmensverantwortung der Industriellenvereinigung: „Heute geht es darum, Initiativen und Projekte auszuzeichnen, die eine Vorbildfunktion haben, die nachvollziehbar Wirkung erzeugen, innovativ sind und einen Beitrag zu den vor sieben Jahren verabschiedeten Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leisten.“

Eine verbesserte Gesundheitsversorgung gehört zu den wichtigsten Entwicklungszielen. Chronische Wunden sind weltweit ein Problem, sagt Georg Votava, der die internationalen Geschäfte von Lohmann & Rauscher leitet. Allein in Malaysia sind laut Votava rund 1,3 Millionen Menschen betroffen. In dem südostasiatischen Staat pflegt man für das Wechseln eines Wundverbandes ins Spital zu gehen, sagt Votava über seine Erfahrungen in Malaysia. Besonders in ländlichen Gebieten sei deswegen „eine standardisierte Wundversorgung nach medizinischen Mindestkriterien oft nicht gewährleistet“. Das sei einerseits „kaufmännischer Wahnsinn“, weil eine angemessene Behandlung mit weniger Aufwand möglich wäre. Und andererseits verliere ein Patient deshalb mindestens einen halben Tag für eine Behandlung, die eine Viertelstunde dauert. 

Eine angemessene Behandlung ist mit wenig Aufwand möglich

Werden komplizierte Wunden nicht adäquat versorgt, dann müssen früher oder später häufig Gliedmaßen amputiert werden. Oft sterben die Patienten. Käme hingegen eine gut ausgebildete Krankenschwester ins Haus, könne viel menschliches Leid und auch volkswirtschaftliches Vermögen erspart werden. Hier setzt die Idee von Lohmann & Rauscher an: Wegen der großen Distanzen, die medizinisches Personal auf teils schwierigen Verkehrswegen zurücklegen müsste, setzt die Firma auf Technologien der Tele-Medizin. Die Patienten laden eine App herunter und können die Behandlung durch eigene Beobachtungen unterstützen, sagt Votava: „Ich nehme zum Beispiel den Verband herunter, fotografiere die Wunde und rieche daran. Riecht es nicht gut, habe ich gelernt, was ich tun soll.“ Im Rahmen des Programms, das aus Ausbildungsmodulen und Sachleistungen besteht, erhält die Krankenschwester ein Moped mit einer Kühltasche und kann im Notfall mit einem Arzt telefonisch Kontakt aufnehmen.

Lohmann & Rauscher kooperiert in Wien mit der Sigmund-Freud-Privatuniversität und in Malaysia mit einer Universität und dem Roten Halbmond. Weil die Vernetzung dieser Institutionen schon länger bestand, hat die Firma einen Grund- und einen Postgraduierten-Kurs im Wundpflege-Management an der beteiligten Uni in Malaysia gestartet. Geplant ist, das Programm auf andere Länder der Region wie Vietnam, die Philippinen und Indonesien auszuweiten und längerfristig auch in lateinamerikanische Staaten wie Chile und Kolumbien zu bringen. Die Austrian Development Agency (ADA) fördert das Projekt im Rahmen der Wirtschaftszusammenarbeit.

Der Trigos ist zwar mit keinem Geldpreis verbunden, doch bringt allein die Nominierung bereits Aufmerksamkeit. Außerdem, so Barbara Coudenhove von der Industriellenvereinigung, mache es sich bereits bezahlt, wenn sich Unternehmen an den Einreichungskriterien orientieren: Es gebe mittlerweile „einen kausalen Zusammenhang“ zwischen der Orientierung eines Unternehmens an Nachhaltigkeitskriterien und seinem Erfolg. Coudenhove: „Das geht so weit, dass der Börsenwert steigt oder dass diese Unternehmen resilienter werden und weniger Schwankungen unterworfen sind.“

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