Die Kohleverstromung erzeugt rund ein Viertel der globalen Treibhausgase; sie muss bald beendet werden, um die Erderhitzung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Einige Industrieländer planen das auch, aber die meisten Entwicklungsländer halten Kohle weiter für unentbehrlich für ihr Wirtschaftswachstum. Man muss die Lage dieser Länder ernst nehmen und sie passgenau unterstützen, heißt es in einer neuen Studie aus dem Berliner Mercator-Institut für Klima und globale Gemeingüter.
Die Autoren unterscheiden drei Gruppen von Ländern. Die erste umfasst Länder, die die Kohlenutzung auslaufen lassen wollen – das sind überwiegend Industrieländer mit hohem Pro-Kopf-Einkommen und der für erneuerbare Energien nötigen Technik und Infrastruktur. Zur zweiten Gruppe, in der Kohle bereits stark genutzt wird, gehören Länder mit mittlerem Einkommen und hohem Wirtschaftswachstum wie China, Indien und die Türkei. Dort hat die Kohlewirtschaft typischerweise starke Lobbys und wird vom Staat dominiert, so dass Kostenvorteile von Wind und Sonne allein wenig ändern. Will man dort das Umsteuern fördern, dann sollte man laut der Studie den Technologietransfer erleichtern und für „grün“ produzierten Gütern aus diesen Ländern wie Stahl besseren Zugang zu den Märkten der Industrieländer versprechen.
Zur dritten Gruppe zählen Länder mit eher niedrigen Pro-Kopf-Einkommen, die ihre bisher geringe Kohlenutzung stark ausbauen wollen – etwa Vietnam und Pakistan. Der Alternative, auf Erneuerbare zu setzen, stünden hier die hohen Investitionskosten und technische Probleme entgegen – zum Beispiel erfuhren die Autoren in Vietnam, dass die Fähigkeit für das Management eines Netzes aus stark schwankenden Stromquellen wie Wind und Sonne fehle. Hier seien internationale Finanzierung und technische Hilfe gefragt.
Die vierte Gruppe stellen die Kohleexporteure wie Australien, Kolumbien und Südafrika. Solange ihre Volkswirtschaften vom Kohleexport abhingen, ändere ein Preis für Emissionen für sie wenig – sie benötigten eine wirtschaftliche Diversifizierung. Gefragt seien Programme wie das Deutschlands und anderer Geber, eine sozial gerechte Transformation in Südafrika mit Milliarden zu unterstützen.
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